Die Verwahrten

Die Verwahrten

Sicherheitsverwahrung. Verwahrung. Was soll das heißen? Woher kommt dieses Wort? Komisches Wort. Verwahrung. Ist jemand oder etwas nicht verwahrt, ist er/es dann verwahrlost?

Bis vor kurzer Zeit war es so, dass Schwerstkriminelle ohne Aussicht auf die so genannte Resozialisierung (noch so ein Wort, das man immer gern benutzt, aber über dessen eigentliche Bedeutung man sich nie Gedanken macht) nach Verbüßung ihrer Strafe in eine Sicherheitsverwahrung kamen. Und zwar so lange, bis sie keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit darstellten. Diese Gangart haben aber Europäischer und Bundesgerichtshof verworfen. Wer seine Strafe verbüßt hat, ist frei.

Peter Neugebauer ist 49 Jahre alt und ist seit drei Tagen auf freiem Fuß. Er wollte zu seiner Verlobten, all das nachholen, was ihm in den vergangenen fünfzehn Jahren nicht erlaubt war. Vergewaltigung, Freiheitsberaubung und schwere Körperverletzung warf man ihm (zu Recht) vor. Nun steht er wieder in einer Zelle, nur wenige Schritte breit. Ab und zu kommt ein Wärter, Ankläger und Richter in einer Person vorbei und löchert ihn wohlformuliert mit Fragen, gibt klare Anweisungen. Peter Neugebauer ist nun 1/2011. Eine Nummer – mehr nicht. Schnell wird klar, dieses Gefängnis ist anders, härter als das, aus dem er gerade entlassen wurde.

2/2011 und 3/2011 geht es nicht anders. Auch sie sind Nutznießer des neuen Gesetzes und frei – zumindest auf dem Papier. Exekutive und Judikative versuchen der Sache Herr zu werden, indem sie Bauernopfer kreieren, die Presse hinhalten und Gefangene beschwichtigen. Ein perfides Spiel. Leider ist die ganze Sache ein Spiel. Ohne Happy end. Ohne Gewinner. Nur Verlierer.

Susanne Preusker beschreibt in diesem Roman die beklemmende Enge der endgültigen Zelle so anschaulich, dass es dem Leser graust. Die Täter, die nun Opfer sind – ob das gerecht oder gar recht ist, darüber müssen sich die Gelehrten streiten – leiden wie einst ihre Opfer. Die Handlungsunfähigkeit, das Desinteresse und die Ohnmacht der Politik schreit zum Himmel.

„Die Verwahrten“ ist nicht nur spannend zu lesen ist, sondern wird auch die Diskussion um eines der heikelsten Themen der Justiz befeuern kann.

Die Autorin arbeitete als Gefängnispsychologin und Psychotherapeutin. Ihr Erstling „Sieben Stunden im April“, in dem sie ihre eigene Geiselnahme und Vergewaltigung verarbeitete, erregte großes Aufsehen. „Die Verwahrten“ ist ihr erster Roman.

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