Die Kröte, der Marabut und der Storch und andere Geschichten aus der Savanne

Die Kröte, der Marabut und der Storch

Jeder Kontinent, jedes Land, jede Region … jedes Volk hat seine eigene Sicht auf die Dinge, die uns umtreiben. Untrügliches Merkmal dafür sind Märchen, Sagen und Fabeln. Sie vermitteln dem Leser immer einen anderen Blick auf das Leben. Denn Werte und deren Beurteilung sind glücklicherweise noch nicht der Globalisierung anheimgefallen. „Die Kröte, der Marabut und der Storch“ aus dem Peter-Hammer-Verlag ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass Menschen sich unterschiedlich entwickeln, die gleichen moralischen Grundsätze entwickeln und sich doch ihre Herangehensweisen an Probleme voneinander unterscheiden.

Amadou Hampâté Bâ hat Märchen aus Westafrika zusammengetragen, die nun zum ersten Mal in einer Auswahl in Deutschland erhältlich sind. Sie spielen oft im Land der Fulbe, einem Volk, das sich in Westafrika in Mali, Ghana, Nigeria, Kamerun und der Elfenbeinküste angesiedelt hat. So manche Fabel ist in Themenauswahl und Ausführung vielen einheimischen Fabeln und Märchen verwandt. Nur die Auswahl der Tiere ist eine andere und verleiht den Worten die gewisse Exotik.

Eine Hyäne wird übermütig im Angesicht des vermeintlich toten Königs der Savanne. Die beschimpft und erhebt sich über ihn bis dem der Kragen platzt, und er für die Hyäne völlig überraschend aus seinem Schlaf erwacht. Es kommt zum Kampf, in dem die Hyäne eine niederschmetternde Niederlage erfährt. Und als wäre da nicht genug, wird ihre Prahlerei vom „Großen Kampf“ von einem Hasen ad absurdum geführt.

Die Märchen zeichnen sich durch eine klare Sprache aus, die uns Lesern einen Teil der afrikanischen Kultur näherbringen. Moral ist grenzübergreifend. Abwertende Bemerkungen gegenüber andersartigen sind hier wie da verpönt und werden sofort bestraft. Die Legenden der Fulbe werden in einer blumigen Sprache dargeboten, die es einem schwer macht sich ihrem Zauber zu entziehen.

Wer seinen Kindern oder sich selbst einmal andere Geschichten als die von verirrten Geschwisterpaaren oder vergifteten Prinzessinnen oder unbequem platzierten Königskindern vorlesen will, kommt an Amadou Hampâté Bâs Märchensammlung nicht vorbei. Neunzehn Geschichten sind in diesem liebevoll gestalteten Buch zusammengefasst. Juliane Steinbach verleiht den einzelnen Geschichten mit eindrucksvollen Zeichnungen ihren besonderen Charakter.

Schreibe einen Kommentar