Die Geheimnisse des Roten Meeres

Die Geheimnisse des Roten Meeres

Wer heute Geschichten vom Roten Meer erzählt, kommt an gigantischen Einkaufstempeln, an wohl riechenden Souks und einem lautstarken Stimmengebrabbel nicht vorbei. Ende des 19. Jahrhunderts wurde Henry de Monfreid geboren. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machte er sich auf den Weg ans Rote Meer, um sein Glück als Waffen- und Drogenschmuggler zu probieren. Mit Erfolg: Nach seinem größten Deal konnte er sich ein eigenes Elektrizitätswerk leisten. Ein Krimineller? Jein. Ein Glücksritter? Ja! Ein gewiefter Geschäftsmann? Und wie! Und ein erstklassiger Autor, der ab der ersten Seite den Leser fesselt (wieder oder immer noch Krimineller?!).

1931 brachte der Abenteurer seinen ersten Roman heraus. „Die Geheimnisse des Roten Meeres“ schlug ein wie – es sich für einen Kriminellen gehört – eine Bombe. Seine Erlebnisse im arabischen Raum sind überschattet von geschicktem Verhandlungsgeschick, eine ordentlichen Portion Chuzpe den Behörden und ihrer ausführenden Organe die Stirn zu bieten, und sie werden in einem Gewürztiegel zu einem schmackhaften Lesegenuss zusammengemischt.

Bei de Monfreid treffen Autobiografisches und feinste Formulierungskunst aufeinander. Man merkt sofort, dass hier ein echter Kenner und Meister am Werk ist. Total zufrieden mit sich und der Welt, ein entspannter Mensch, der hier berichtet.

Ein Glücksfall für den Leser: Denn Arabien, fernab vom Konsumüberfluss, aber schon damals mit dem Geruch der weiten Welt im Ambiente der stets lauernden Gefahr: Henry de Monfreid war ein Gauner wie er im Buche steht – nicht nur sinnbildlich. Die künstlerische Ader bekam er in die Wiege gelegt. Paul Gaugin ging in seinem Elternhaus aus und ein. Und wie Künstler nun mal so sind, müssen sie tagein, tagaus ums Überleben kämpfen. Eine harte, und für den kleine Henry auch prägende Zeit.

Auf 300 Seiten wird der Leser eine Welt voller Bakschisch und roher Gesellen versetzt. Ein Abenteuerroman für Jugendliche, die Tom Sawyer schon kennen und Jules Verne schon verinnerlicht haben. Henry de Meonfreid gehört ohne Zweifel in die Reihe großer Abenteurer, wie es sie seit Ernest Hemingway nicht mehr gab. Nur mit dem Unterschied, dass der Franzose sich nicht in Gefahr begab, um darüber schreiben zu können. Er schrieb, weil er in Gefahr geriet und ein Freund ihn zum Schreiben überredete.

Den Zauber Arabiens heute ganz und gar zu verstehen, das geht nur mit der Vorbildung eines Henry de Monfreid.