Der dünne Mann

Als Leser hätte man es eigentlich wissen müssen: Kaum fünf Kapitel gelesen und schon steckt man im tiefsten Leseschlamassel. Nichts mit sich langsam in die Geschichte einführen lassen, die Figuren kennenlernen. Wie Pistolenschüsse wird man niedergestreckt und ist unversehens ein Teil der Geschichte.

Nick Charles war mal Privatdetektiv, in New York. Bis 1927. Dann heiratete er Nora, die dank einer Erbschaft die wahre Bedeutung von Arbeit nicht kennen muss. Und Nick genießt das Leben mit ihr, neckt sie, dass er sie nur geheiratet habe, um mit ihr das Erbe durchzubringen. An ihrer beiden Seite ist Asta, das Schoßhündchen, das nur allzu gern sein Herrchen in den Bauch boxt.

Zwischen Drinks und … eigentlich nichts, also zwischen mehreren Drinks holt Nick Charles die Vergangenheit ein. Zuerst macht er die Bekanntschaft von Dorothy, die ihm sagt, dass er sie kenne. Ihr Vater Clyde war mal Klient von Nick, damals er noch Detektiv war. Sie wolle ihren Vater wieder sehen. Seit ihre Mutter wieder geheiratet hat, darf sie Clyde Miller Wynant nicht mehr sehen. Ist wohl auch besser so. Denn Clyde ist ein verschrobener Kerl. Kurze Zeit später meldet sich auch Herbert Macaulay bei Nick. Er ist der Anwalt von Clyde Wynant. Auch er suche nach Clyde, der zu einem wichtigen Termin nicht auftauchte. Und am Tag darauf ist Julia Wolf tot. Sie war die Sekretärin von Clyde Wynant, und sicher noch ein bisschen mehr. Wie gesagt, fünf Kapitel, nicht einmal dreißig Seiten und schon steckt man in einem Fall, von dem man jetzt schon weiß, das niemals alles so sein wird, wie es scheint. Schon gar nicht als Dorothy tränenüberströmt auftaucht und Nick eine Pistole übergibt. Die habe sie in einer Bar gegen ihr Diamantarmband getauscht. Das, was sie am Handgelenk trägt, fragt Nick Charles lakonisch…

Es beginnt die Suche nach Clyde Wynant. Ja, er ist ein Typ, mit dem man ungern Probleme teilt. Und seine Ex erst. Mimi. Die führt immer was im Schilde, glaubt man Herbert Macaulay. Aber der muss das ja sagen, ist schließlich der Anwalt von Clyde Wynant. Und dann ist da noch die Sache von damals, als der Erfinder Clyde Wynant des Diebstahls bezichtigt wurde. Und die Sache mit Mimis Neuem. Der macht sich wohl an Dorothy ran. Deswegen die Knarre.

Nick Charles wollte eigentlich nur Weihnacht in New York verbringen, zusammen mit Frau und Hund, ein bisschen Christmas shopping. Ein paar Drinks (zu viel), entspannt im Hotel herumliegen, essen, trinken, shopping. Dashiell Hammett lässt ihn gewähren, doch gibt ihm gleichzeitig noch jede Menge Denksport mit auf den verkaterten Weg. Ein Klassiker, ein Wegbereiter des noir. Der Wortwitz und die Rasanz lassen die Zeit wie im Flug vergehen.