Denk an mich, auch in guten Zeiten

Welke Blicke, ausstillen, zwiebulieren, eine Falle, die eigentlich ein Knäuel sein soll – man kommt sich ein bisschen wie bei Hercule Poirot vor, wenn er den neugiereigen Fragen der Anwesenden aus dem Weg gehen will, in dem er ihnen Faktenbrocken zum Fraß vorwirft. Doch die kraftvollen Wortschöpfungen sind Grundlage und Salz ein- und derselben Suppe. Die Beziehung einer Frau zu ihrem Vater. Den sie kaum kannte. Und als sie sich darauf einlassen konnte, sich ihm zu nähern, sich ihm zu stellen, machte er sich ein für allemal davon. Trauern? Ja, aber wie?

Nebensächlichkeiten halten sie nicht ab dem Fortgang der Geschichte, ihrer Geschichte, zu folgen. Als Leser sind das die Momente, in denen er hoffnungslos in darin versinkt. Die Stimmung, die Umgebung werden so nahbar, dass man sich nicht mehr entziehen kann.

Maja Gal Štromars Buch „Denk an mich, auch in guten Zeiten“ lässt viel Raum für Interpretationen. Und gleichermaßen ist dafür kein Raum mehr. Denn die Sprachgewalt der Autorin bedarf keines Eingriffs von Außen. Immer wieder versinkt sie in Melancholie, bricht entschlossen auf zu neuen Ufern, verzweifelt, richtet sich auf. Und mittendrin der Leser, der sich nach und nach bewusst wird, dass hier nicht mit einem schnellen Ende zu rechnen ist. Geduldig muss man die Seiten an sich vorbeiziehen lassen, um schlussendlich festzustellen, dass klassischer Aufbau und Leseerlebnis nicht das einzige Paar sind, das zum Ziel führt.

Der Wow-Effekt von „Denk an mich, auch in guten Zeiten“ liegt nicht in der Geschichte selbst. Wie Maja Gal Štromar zugibt ist die Geschichte gar keine Geschichte, im klassischen Sinne, mit Anfang und Ende etc. Es sind die Bruchstücke, Versatzstücke, Puzzleteile, die sich wie selbstverständlich ineinanderfügen und einen Raum schaffen, den man so noch nie betreten hat. Gänzlich uneitel entblößt sich hier eine Frau, ohne Scheu vor den Konsequenzen. Poetisch kraftvoll wie es nur selten vorkommt.