Dem Himmel nah

Dem Himmel nah

Anfang Juli 1990. Die Sonne brennt. Im Land, wo die Zitronen blühen kämpfen zweiundzwanzig Spieler gegen die Hitze und einen Goldpokal. Der eine Teil Deutschland schaut reisetechnisch gen Wesen (endlich!), ein kleine Gruppe aus dem westlichen Teil schaut sehnsuchtsvoll und teils auch bange gen Osten. Drei Bergsteiger machen sich auf den Weg den Pik Kommunism zu erklimmen. Qullai Samani heißt der wieder, nachdem die Sowjetunion und der gesamte Ostblock als abgeschlossenes Kapitel in den Geschichtsbüchern stehen.

Papiere besorgen von Ländern, die gerade im Entstehen sind bzw. gerade zerfallen, ist keine leichte Angelegenheit. Die Drei haben sich aufgeteilt. Jeder übernimmt eine andere Aufgabe. Das erste Abenteuer ist die Zugfahrt von Köln nach Moskau. Unterwegs müssen die Achsen gewechselt werden, weil es in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, dem Nachfolger der Sowjetunion, eine andere Spurbreite gibt. Endlich angekommen im Pamirgebirge werden die Drei gleich auf eine erste harte Bewährungsprobe gestellt: Eine Expedition hat den Aufstieg nicht überlebt. Im Camp mit Bergsteigern aus allerlei Nationen herrscht Betroffenheit. Im Gegensatz zu ihren Mitstreitern sind die drei Rheinländer Amateure. Ihre Ausrüstung ist ausreichend – sie alle sind wahrhaft keine Anfänger mehr – im Vergleich mit der Profiausrüstung der teils gesponserten Teams wirkt ihre Equipment aber eher simpel.

Nach Tagen der Eingewöhnung macht sich das Dreigestirn auf den Weg in die bisher unerklommenen Höhen über 7.000 Meter. Die Luft ist dünn, die Kraft lässt nach, der Wind nicht. Wer Bergsteiger ist, kennt die Strapazen, die von einem auf den anderen Moment auftreten können. Klaus Auen gibt in seinem Buch einen Einblick darin, was es heißt Bergsteiger zu sein. Die Beine werden schwer, der Kopf leer. Auch wenn es sich reimt (und das soll ja angeblich gut sein), ist es eine Tortur, die keiner jemals zuvor erlebt hat. Den Drachenfels hochsprinten (wie in der Vorbereitung) ist dagegen ein Klacks.

Wer Bergsteigergeschichten mag, wird hier vollends auf seine Kosten kommen. Wem die Bergwelt bisher ein Buch mit sieben Siegeln war, leckt Blut. Ausführlich und dennoch nicht ins Bedeutungslose abdriftend verleiht Klaus Auen seiner Faszination für die Berge Ausdruck. Der Leser fiebert mit. Schaffen die Drei den Aufstieg? Und wenn ja wie? Ein kurzweiliges Lesevergnügen.