Das Erbe

Vierundachtzig Jahre lebte Phillida Chase auf ihrem Anwesen, zu einige Morgen Land gehörten, ein paar Farmhäuser und fünfzig Pfauen. Nun liegt sie da, mit der Decke über dem Gesicht. Und ihr Testamentsvollstrecker, ihre Vermögensverwalter unterbreiten nun ihrem Neffen Peregrinus Chase das Angebot alles so schnell wie möglich zu veräußern. Die Ländereien und Farmen decken dabei allerhöchstens die Tilgung der Schulden und weiterer Kosten. Das Herrenhaus im Tudor-Stil selbst bringt noch ein bisschen was ein, da es doch ziemlich durchschnittlich, um nicht zu sagen heruntergekommen ist. Mr. Chase selbst ist es nicht minder. Eigentlich will er sich das Erbe seiner Tante, die er nie kennengelernt hatte selbst erst einmal ansehen. Eine Chance für ihn sich selbst zu erkennen…

Peregrinus Chase geht auf Wanderschaft durch das unerwartete Erbe. Bis vor Kurzem wusste er noch nichts von der Tante. Kannte sie gar nicht. Und bis heute ist sie für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Immer wieder trifft er bei seinen Eroberungswanderungen auf Menschen, die ihm seine Tante näherbringen. Und immer wieder diese Pfauen. Blackboys, so heißt das Anwesen, ohne Pfauen, ohne Chase`s, ohne die Blumenpracht – nee, das geht nicht.

Aus dem anfänglichen Fremdeln – selbst im Haus bewegt er sich wie auf rohen Eiern, um ja nichts zu beschädigen – wird ziemlich schnell einvernehmliches Abfinden mit der Situation. Das alles gehört ihm! Ja, ihm Peregrinus Chase aus Wolverhampton, der in einem kleinen möblierten Zimmer wohnt und einer Arbeit nachgeht, die so weit von Befriedigung und Erfüllung entfernt ist wie er noch vor einiger Zeit vom Besitz eines Landsitzes.

Letztendlich entschließt er sich doch alles unter den Hammer zu bringen. Ist wohl doch das Beste?! Alles weg, die Schulden bezahlen, ein wenig Gewinn wird wohl noch hängen bleiben. Und so kommen die Parzellen, eine nach der anderen zur Versteigerung. Die Preise sind so lala. Könnte besser laufen. Chase nimmt es mit stoischer Ruhe hin … bis das Haupthaus aufgerufen wird.

Vita Sackville-West wählte wohl nicht ohne Hintergedanken den Namen ihres Protagonisten, Mr. Chase. Der jagt zum ersten Mal in seinem Leben einem echten Ziel hinterher. Bisher nahm er alles ohne Regung hin. Als ihm bewusst wird, dass das Anwesen ein Teil von ihm ist, und er somit umgekehrt ein Teil des Anwesens, wird bei ihm ein Schalter umgelegt. Hinfort das Grau, das sein Leben bestimmte. Die Blumenpracht und die Farbenvielfalt der Pfauengefieder haben wohl mehr Eindruck gemacht als ihm jemals hätte auffallen können.