Betibú

Betibú

Eine Zeitmaschine müsste man haben. Dann könnte man zurückreisen in eine Zeit, in der man einen Fehler gemacht hat und diesen wieder ausbügeln. Das denken sich auch Jaime Brena, einst erfolgreicher Polizeireporter bei „El Tribuno“, jetzt für die Kurzmeldungen über das gesellschaftliche Leben in Buenos Aires zuständig.

Auch Nurit Iscar wäre gern wieder die erfolgreiche Krimiautorin, die sie einst war. Bis sie den Fehler beging einen Liebesroman zu schreiben, der von der Kritik zerrissen und vom Publikum nicht angenommen wurden. Ihr wöchentliches Kaffeekränzchen mit ihren Freundinnen hilft nur wenig über den Kummer hinweg.

Beide – Nurit Iscar und Jaime Brena – haben eine Komponente, die sie verbindet: Lorenzo Rinaldi. Der war der Grund, warum sich Nurit von ihrem Mann scheiden ließ und, was jetzt viel wichtiger ist, der Grund für ihren beruflichen Absturz war. Außerdem ist er der Chef von Brena. Und verantwortlich für dessen „Degradierung“.

Gladys Varela wünschte sich auch eine Reise zurück. Aber nur ein paar Stunden. Sie arbeitet als Hausmädchen bei Pedro Chazarreta in der abgeschotteten Wohnsiedlung „La Maravillosa“. Denn ihr Arbeitgeber liegt regungslos mit durchschnittener Kehle im Sessel. Gladys Varela kann nur noch schreien bis die Polizei eintrifft.

Die wiederum kennt den Tatort ganz genau: Die Ehefrau von Pedro Chazarreta wurde vor Jahren hier ebenfalls bestialisch ermordet.

Und ganz nebenbei: Pedro Cazarreta wäre es sicher ganz recht noch am Leben zu sein. Und so treffen sie sich alle hier, um die schreckliche Tat aufzuklären: Die Krimiautorin, der Polizeireporter und die Polizei.

Lorenzo Rinaldi macht Betibú, wie er Nurit Iscar wegen ihrer Ähnlichkeit mit der Comicfigur Betty Boop nennt, das Angebot in „La Maravillosa“ zu wohnen und von vor Ort zu berichten. Nach anfänglichem Zögern stimmt sie zu.

Außerhalb der Mauern um den Tatort läuft Brena wieder zu Hochform auf. Auf eigene Faust – und mit tatkräftiger Unterstützung eines Kommissars – kommt er mit seinen eigenen Methoden dem Motiv des Mordes an Pedro Cazarreta auf die Spur. Auch der drei Jahre zuvor an gleicher Stelle begangene Mord an Cazarretas Frau wird dadurch in ein neues Licht gerückt…

Fast zwei Jahre hat Claudia Pineiro die deutschen Leser auf ihr neues Werk warten lassen. Sie entschädigt den Leser mit einer halben Seit pro Wartetag mit unbändiger Neugier und der unstillbaren Sehnsucht nach Aufklärung im Mordfall Pedro Cazarreta. Einmal begonnen, kann man den Krimi nicht mehr aus der Hand legen. Die einzigartigen Charaktere und die miteinander geschickt verwobenen Schicksale machen „Betibú“ schon jetzt zu einem Klassiker. Da möchte man gern in eine Zeitmaschine steigen und der Zukunft den Reiz nehmen, in dem man erfährt mit welchen Roman Claudia Pineiro als nächstes den Leser verführt.

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