Berlin außenrum

Dass Berlin immer eine Reise wert ist, dass hier (zwar niemals ungestört, doch) immerfort etwas Neues entdecken kann, was beim letzten Besuch noch nicht da stand, ist mehr als nur eine Annahme und zweckmäßige Werbung für Berlin. Und dass es drumherum, außenrum nur Wasser gibt, man nur Beine und Seele baumeln lassen kann, gehört ins Reich der Fabeln. Denn außenrum, gibt es mindestens genauso viel zu erkunden, wie mittendrin. Gabriele Tröger und Michael Bussmann müssen’s wissen, schreiben darüber und überlassen nun dem Leser die Qual der Wahl.

Fangen wir janz eenfach an, mit’m Museum. Museum geht immer. Berlin hat unzählige davon. Und außenrum? Naja, man muss schon wissen, wo man suchen muss. Beeskow. Der Ort südöstlich von Berlin, auf halber Strecke nach Polen, wird vielleicht noch Paddlern was sagen. Aber Kunst in Beeskow? Ja, sogar ganz große Kunst. Aus der DDR. Auftragsarbeiten – Moment mal, das ist kein Grund die Nase zu rümpfen. Renaissance-Künstler haben auch nicht einfach mal so gigantische Statuen aus dem Marmorblock gemeißelt, weil sie gerade nichts zu tun hatten. Die haben auch auf den Kontostand kieken müssen. Von der Burg Beeskow, ’ne Burg hamse och, gelangt man auf die Spreeinsel. In dem zweckmäßigen Bau verbirgt sich ein Schatz mit über tausend Werken von Walter Sitte bis Walter Womacka mit Bildern von Marx bis Thälmann. Wer das alles noch „live erleben durfte“, kann sich sicher ein Schmunzeln nicht verkneifen, alle anderen wird ob der schieren Menge der Mund offen stehen bleiben. In der Mimik kann man gleich verharren, denn wenn man schon mal hier ist (unter dieser Floskel werden in farbigen Schaukästen kleine Tipps zum weiteren Verweilen an den Leser gebracht), kann man gleich noch durchs wildromantische Schlaubetal wandern.

Im Nordosten von Berlin kann man ein Schauspiel beobachten, das manche aus der Schule kennen, viele jedoch nur von Bildern. Das Schiffshebewerk von Niederfinow. Derzeit wir ein neues dort gebaut, weil es benötigt wird. Das alte, traditionelle verrichtet seit fast achtzig Jahren seinen Dienst. Mitfahren erlaubt, erwünscht und einfach ein Muss, wenn man außenrum von Berlin was erleben will.

Viele der vorgestellten Orte kennt man von Autobahn(ab)fahrten. Dass sich hier exzellent Abenteuer erleben lassen, fliegt an den meisten vorbei im Rausch der Geschwindigkeit. Es lohnt sich einmal mehr Rast zu machen auf A 9, A 10 und wie die Asphaltpisten alle heißen. Von Alpaka bis Honecker, von Gaumensex bis Mississippi – was wie eine willkürliche Auswahl von Worten, Namen und Orten klingt, hat Hand und Fuß. Und das Autorenduo Tröger/Bussmann bietet sich freundlich an dem Besucher jeden Zweifel daran zu nehmen.