Aussetzer

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Die Krise mal anders. Mauro ist CEO eines großen italienischen Unternehmens. Einer seiner Stellvertreter ist der Sohn des Chefs und hat auch genau nur aus diesem Grund diese Position inne. Eine große Übernahme steht an. So weit so gut. Doch die Zeit will es, dass sich die Übernahme nicht als das größte Übel im Leben Mauros herausstellt. Denn seine Frau ist weg. Alles klar, Andrea Camilleri hat wieder einen großen Krimi über das organisierte Verbrechen geschrieben. Mit der Entführung soll der Chef zum Einlenken gezwungen werden. Weit gefehlt!

Das Verschwinden von Marisa hat auch was mit Guido zu tun. Der wiederum ist der zweite Stellvertreter von Mauro, Personalchef. Marisa und Guido sind ein Paar, oder zumindest haben sie eine Affäre. Doch das Kräfteverhältnis in dieser Beziehung schlägt stärker zu Marisas Seite aus. Sie ist gelangweilt von ihrem Gatten und ihrem Leben. Ob Guido der Richtige ist?

Mauro der Gehörnte? Mitnichten! Denn auch er hat seine Angel bereits ausgeworfen. Einen Blick riskiert. Licia heißt das Objekt seiner Begierde. Und die ist ausgerechnet die Enkelin des Chefs von dem Unternehmen, das Mauro schlucken will.

Doch es heißt auch die Übersicht zu bewahren. Bei der Jonglage mit dreistelligen Millionenbeträgen Vorsicht das oberste Gebot. Da darf man sich keinen Aussetzer erlauben. Zu viele, die einem ans Leder wollen. Zu viele, die den kleinsten Ausrutscher für sich zu nutzen wissen. Wohl dosierte Informationspolitik nach innen und nach außen.

Nicht jeder, der die Fäden in der Hand hält, ist ein Strippenzieher. Das müssen alle Handelnden mehr oder weniger schmerzvoll erfahren. Das Bällezuspielen bleibt bis zur letzten Zeile spannend. Aus einem Wirtschaftskrimi wird eine Liebesgeschichte wird ein Wirtschaftskrimi wird eine menschliche Tragödie.

Andrea Camilleri macht es einen Riesenspaß den Leser mit den zahlreichen Beteiligten an seinem „Aussetzer“ zu beteiligen. Immer tiefer dringt man in die Seilschaften der Macht ein. Wer mit wem? Wer gegen wen? Und warum? – ein köstliches Vergnügen den Zeilen des Großmeisters des stilvollen Wortes zu folgen. Jede Zeile ein Gedicht – übrigens lässt sich Marisa gern mit ebensolchen Gedichten von Guido verführen. Jede Zeile eine Warnung. Übrigens soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden, denn die Bekanntgabe „zu vieler Teile aus dem Buch könnte den Leser um den Genuss bringen“.