Auf kulinarischer Wanderschaft zwischen Paris und Neapel

Auf kulinarischer Wanderschaft zwischen Paris und Neapel

„Guten Abend, meine sehr verehrten Damen und Herren. Ich begrüße Sie aufs Herzlichste zu unserem Slow-Dating-Abend der Genüsse. Und wie ich sehen kann, hat sich da auch schon ein besonderes Paar getroffen. Darf ich Sie um Ihren Namen bitten, Madame“. „Mademoiselle, s‘il vous plâit. Ich bin Cuisine, Haute Cuisine“. “Merci. Und der Herr?“. „Signor Cucina, Bella Cucina“. „Meine Damen und Herren, das verspricht ein aufregender lukullischer Abend zu werden.“

Der Mann, der die beiden offensichtlich schon ins Gespräch vertieften Teilnehmer dieses Slow-Dating-Abends vorstellt ist Lorenzo Morelli. Er hat die beiden auf seiner Reise von Paris nach Neapel aufgesammelt und versammelt sie nun in seinem 256 Seiten starken Poesiealbum der Gaumenfreuden.

Den ganzen Abend fachsimpeln die beiden Küchen über ihre Erfahrungen. Sie, wie sie ganz behutsam ihre Foie gras vorbereitet. Er wie er aufwändig die Calamares für seine Calamares Reellenos a la Romesco öffnet und putzt.

Sie schwärmt von ihren gebratenen Artischocke mit Speck, Oliven, Weißwein und Tomaten – er schnalzt mit der Zunge beim Pesto di basilico.

Der Abend entwickelt sich zu einem romantischen Dinner in der Kachelatmosphäre der Küchen zwischen Seine und Golf von Neapel. Die Gespräche drehen sich nur um eines: Genießen mit allen Sinnen. Ob Fischsuppe aus der Provence oder Profumo die Mare, ob Sugo con Involtini die Lardo oder Gratin Dauphinois, ob Confit ou confiture des Figues oder Tiramisu – jeder der beiden Verliebten bringt sich in Stellung, um sich im besten Lichte erscheinen zu lassen. Mittlerweile haben sich schon die anderen Gäste im Lokal nach den beiden umgedreht und lassen ihr Essen Essen sein. Zu intensiv ist die Unterhaltung, der Schlagabtausch der beiden hemmungslosen Alphatiere der Kochtöpfe.

„Auf kulinarischer Wanderschaft zwischen Paris und Neapel“ ist kein Kochbuch wie jedes andere. Kleine Anekdoten geben den Weg frei zum Herd. Lorenzo Morelli hat wohl den schönsten Beruf der Welt: Er reist zu Freunden, geht in die Küche, hebt den Deckel und atmet tief ein. Nach dem Essen, lässt er den Leser an seinem Erlebten teilhaben. So sind wir nur in erster Linie Zuschauer. Ganz dicht gefolgt vom Genießen. Denn die Rezepte sind mit relativ geringem Aufwand nachzukochen.

Wer meint, seinen Partner anhand der Vorliebe für die eine oder andere europäische Küche erwählen zu können, dem sei hier gesagt, dass nur die Liaison aus Beiden eine perfekte Tafel, eine perfekte Beziehung, ein perfektes Mahl ausmacht.