Alessandro und Assunta

Alessandro und Assunta

Eine echte Eisenbahnerdynastie, die Familie Asor Rosa. Nur Alberto schlägt ein wenig aus der Art, er ist Autor. Und nun schreibt er die Familiengeschichte nieder. Und so ganz nebenbei auch die Geschichte Italiens, zumindest einen Teil davon.

Alessandros Verwandte wandern teilweise aus. Nach Amerika. Aus Enrico wird Henry, und bleibt es. Er selbst gehört in die Reihe seiner Familie, die sich bei aller Verbunden- und Zerrissenheit, die durch einen einzigen Punkt für Immer und Ewig miteinander verwoben sind: Das A am Anfang des Namens. Alessandro. Es scheint fast logisch, dass er sich Assunta zur Frau nimmt. Sie stammt aus der Gegend um Ancona (!). Dort war Alessandro einst stationiert. Damals, als er im Krieg kämpfen musste. Beziehungsweise kommandieren. Beides behagte ihm nur theoretisch, praktisch widersprach es seiner Natur.

Nachdem die Kanonen ruhen, trifft er endlich Assunta. Die Frau, die sein Leben bereichern wird. Er findet rasch eine Anstellung bei der Staatlichen Bahngesellschaft und engagiert sich bei den Sozialisten und der Gewerkschaft. Als die Faschisten die Macht übernehmen, ahnen er und seine Frau die drohende Gefahr. Doch auch dieses düstere Kapitel übersteht die Familie.

Wer denkt, die weibliche Hauptfigur bewegt sich zwischen Carbonara und „Dio mio“ irrt. Vielmehr jongliert Alberto Asor-Rosa zwischen Palindrom und liebevoll erzählter Familiengeschichte. Alessandro und Assunta sind seine Eltern. Einfache Menschen mit Träumen, erfülltem Leben und den ganz normalen Sorgen. Der Autor kleidet seine Familiengeschichte in ein außergewöhnliches Gewand: Das des Jahres. Jeder Monat ein Abschnitt des Lebens und der Familie und der Zufälle. Nach dem Dezember kommt nichts mehr. Außer Bilanz zu ziehen.

Weniger emotional als rational folgt Alberto Asor Rosa den Spuren seiner Familie. Das Buch kann man auf verschiedene Arten lesen. Zum Einen eine Familiengeschichte, die fast ein ganzes Jahrhundert umspannt. Zum Anderen die Geschichte Italiens anhand der Asor Rosas. Beide Sichtweisen sind auf ihre Weise spannend und interessant zu lesen. Keine Gefühlsduselei, keine überflüssigen und abgedroschenen Floskeln, vielmehr eine Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit.