Archiv der Kategorie: Tu felix austria

Da draußen im Wald

Da draußen im Wald

Still liegt das Waldviertel, eingebettet zwischen den Höhen der Berge. Hier liegt auch das Nonnenloch. Gefährlich ist es hier. Ein falsche Schritt, und man liegt mehrere Meter tiefer, die Haut aufgeschürft im Tal. Und genau dort liegt auch der Oberförster, der Sepp. Doch er ist nicht unachtsam gestürzt und hat sich dabei das Genick gebrochen. Er wurde erschossen! Über den Boden geschleift. Und dann die Felsspalte hinuntergeworfen.

Seine Frau hingegen wartet ungeduldig zuhause auf seine Rückkehr. Schon komisch, dass er ausgerechnet am Sonntag eine Holzverladung überwachen will. Aber naja. Das Wochenende war so harmonisch. Nach langer Zeit mal wieder.

Damals als Susanne den Sepp kennenlernte, war sie vom Fleck weg in ihn verknallt. Im Dorf wurde sie schon schief angesehen, weil sie mit fast dreißig Jahren noch immer keinen (Mann) abbekommen hat. Doch auch die anderen Damen des Dorfes schielten nach dem Prachtburschen. So wurden Sepp und Susi zwar ein paar, doch die Missgunst und die Tuscheleien blieben. Die Jahre vergingen, genauso wie die Leidenschaft. Man hatte sich arrangiert. Von den 18 Jahren Ehe, waren nur die ersten fünf gut. Der Rest war Routine.

Und nun kommt Sepp nicht nach Hause. Flinte und Hunde hat er nicht mitgenommen. Susi entschließt sich die Polizei einzuschalten. Eine gute Idee, denn kurze Zeit später ist der Leichnam des Oberförsters, des Ehemannes, des … dazu kommen wir später … gefunden. Der Körper von Schrotkugeln durchsiebt. Und dann den Abhang hinuntergeworfen. Kein schöner Anblick.

Die ersten Ermittlungen bringen zwei Tatverdächtige hervor: Einen Christbaumdieb und einen Wilddieb. Beide nicht die angenehmsten Zeitgenossen, doch leider – für die Ermittlungen – mit hieb- und stichfesten Alibis. Bei ihren Recherchen ist den beiden Polizisten Raffl und Ebert die frische Witwe keine echte Hilfe. Sie verschweigt sogar das eine oder andere Detail.

Ernest Zederbauer lässt die beiden Ermittler lange im Dunkeln tappen. Dabei verliert der Waldviertel-Krimi zu keiner Zeit an Rasanz. Beharrliches Nachfragen bringt die beiden Schnüffelnasen schnell auf die richtige Spur. Der Oberförster war selbst kein Kind von Traurigkeit…

„Das draußen im Wald“ ist ein waschechter Krimi fernab jeglicher Alpenromantik. Lokalkolorit und die gerissen konstruierte Geschichte eines Mordes lassen den Leser nicht mehr los.

Sacher – Das Kochbuch

Sacher - das Kochbuch

Wien besuchen, ohne auch nur einmal im Sacher gewesen zu sein – das ist wie Paris zu erkunden ohne den Eiffelturm zu erklimmen. Oder den Italienurlaub ohne leckeres Gelato zu genießen. Oder in Amsterdam … naja lassen wir das! Nun ist es so, dass das Sacher als Touristenattraktion auch gern mal überfüllt ist, und man einfach keinen Platz ergattern kann. Und in absehbarer Zeit muss die Rückreise angetreten werden oder man hat noch ein hartes Erkundungsprogramm vor sich. Wien bietet ja so viel!

So muss man sich das Sacher eben nach Hause holen. Aber wie? In den Koffer stecken, geht nicht! Da bietet sich dieses – so lapidar als Kochbuch angepriesene – Buch an. „Die feine österreichische Küche“. Das klingt nach mehr. Mehr lecker, mehr Genuss am Gaumen.

Auf vierhundert Seiten hat Herausgeberin Alexandra Winkler das Beste aus dem schier unendlichen Küchenfundus des Hotels Sacher in der Philharmonikerstraße 4 in 1010 Wien zusammengetragen. Und warum? Weil sie es kann! Denn sie ist seit 2004 die Geschäftsführerin des Hotels. Und wie sie es kann. Sie hat wohl den schönsten Job in der Donau-Metropole. Denn sie darf, wann immer sie will in die Töpfe schauen, kosten und genießen. Sie muss sich maximal ankündigen. Dem Leser erlaubt sie mit diesem Buch einen fast so gehaltvollen Blick hinter die Kulissen des Betriebes. Der einzige Unterschied besteht darin, dass der Leser nun selber kochen … muss, nein darf!

Zum Beispiel eine gelbe Paprikaschaumsuppe. Mit einer gehörigen Portion Schlagobers. Oder Stürzerdäpfel. Kartoffeln kochen und über Nacht stehen lassen. Dann reiben und in Schmalz oder Öl braten. Zum Martinigansl passen am besten Maroni, Quittenrotkraut und Erdäpfelknödeln. Schon diese kleine Auswahl aus diesem Prachtband verrät, was da auf den passionierten Koch und Leser zukommt: Eine geballte Ladung Lebenslust und Kochkunst, die man aber zu Hause leicht nachvollziehen kann. Über die Desserts legen wir am besten den Mantel des Schweigens, sonst sabbert man noch auf das so liebevoll gestaltete Buch. Denn Germgugelhupf, Kaiserschmarren und Holunderblütenparfait sind nicht dazu geeignet, dass man einfach nur die Rezepte liest. Die muss man sofort nachkochen bzw. nachbacken. Und dann verpasst man vielleicht ein weiteres Rezept. Und dann noch eines und noch eines. Wer zu Weihnachten gern ein Kochbuch an einen geliebten Menschen verschenkt, der dieses Geschenk auch zu schätzen weiß, wird sich mit diesem Buch im Herzen des Beschenkten für immer einen Platz reservieren.

Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Was in Deutschland der Ministerpräsident, ist in Österreich der Landeshauptmann. Und es gab einen Landeshauptmann, dessen Bekanntheit weit über die Grenzen seines Bundeslandes Kärnten hinaus ging: Jörg Haider. Er regierte exakt 26 Monate in den 80er und 90er Jahren und noch einmal vom Frühjahr 1999 bis zu seinem bis heute zu wilden Spekulationen Anlass gebenden Tod im Herbst 2008. Und genau um diesen – für viele mysteriösen – Tod geht es im Buch des ORF-Journalisten Eugen Freund. Auch wenn dieser Roman nach eigenem Bekunden einzig allein der Phantasie des Autors entsprungen ist, weiß jeder um wen es darin geht. Denn der Begriff Landeshauptmann fand in Deutschland erst durch Jörg Haider wieder Einzug ins den Sprachgebrauch und wird noch immer mit ihm in Verbindung gebracht.

Jasmin Köpperl ist Journalistin. Ihr Freund Stefan Stragger ist … tot. Der Ermittler beim Heeresnachrichtendienstes schrieb gerade an einem echten Thriller, dessen Fortschritte er seiner Freundin regelmäßig als Mail zu lesen gab. Besteht etwa ein Zusammenhang zwischen Themenrecherche und seinem Ableben?

Die Trauer überwunden macht sich Jasmin Köpperl auf die Suche nach dem Mörder. Nach und nach kommt sie einem Geheimnis auf die Spur. Der Tote, den ihr die Polizei präsentiert, ist nicht Stefan, sondern sein wenige Wochen zuvor verstorbener Bruder. Je länger sie in den Kapiteln von Stefans Buch stöbert, umso mehr keimt in ihr der Verdacht, dass die darin beschriebenen – fiktionalen – Zusammenhänge gar nicht so weit von der – realen – Wahrheit entfernt sein könnten. In dem Buch geht es um den Tod des Landeshauptmanns Haider, Verstrickungen seiner Familie während der Nazi-Okkupation, Beziehungen zum kroatischen Regierungsapparat und der Mossad. Die gemeinsamen Urlaube mit dem mittlerweile verschwundenen Stefan waren Recherchen für sein Buch. Oder gar mehr? Jasmin erkennt so vieles wieder und stochert doch so sehr im Trüben.

Eugen Freunds Wissen um die Brennpunkte der Weltpolitik und ihrer Hintermänner verschmelzen in diesem Roman zu einer vollkommenen Einheit von Fiktion und Fakten. Es besteht mancherorts die Gefahr beides miteinander zu verwechseln. Und das sollte man als Lob anerkennen.

Es ist ein Privileg von erfolgreichen, machtbesessenen Alpha-Tieren, dass sie meinen unbesiegbar zu sein, sich alles herausnehmen zu können. Jörg Haider war so ein Machtmensch. Die Herzen und Wählerstimmen flogen ihm zu, seine politischen Ansichten waren grenzwertig, um es milde auszudrücken. Der Tod des Landeshauptmanns löste verschiedene Reaktionen aus. Die Einen waren erleichtert, weil es nun einen geistigen Brandstifter weniger gab. Die Anderen waren entsetzt ob der tragischen Umstände seines Todes. Einen politischen Feind bekämpft man lieber mit Argumenten als durch eine Tragödie. Und die war es schlussendlich. Jörg Haider hinterließ eine Frau und zwei Töchter.

Eugen Freund hinterlässt dem Leser einen erstklassigen Thriller.

Die Reisen der Habsburger

Die Reisen der Habsburger

Reisen bildet. Mal raus aus dem Alltagstrott, etwas anderes sehen. Abschalten. Den Kopf freimachen. Heutzutage suchen im Netz nach unserer Freizeitbestimmung. Einst war das anders. Reisen war nur denen vorbehalten, die es sich leisten konnten. Und zumindest eine Kutsche hatten. Die 700jährige Regentschaft der Habsburger, die vom 13. bis zum 20. Jahrhundert die Geschicke Europas entscheidend mitbestimmten, war auch von Reisen erfüllt. Denn die Habsburger machten nicht durch große Schlachten und Kriege auf sich aufmerksam, sie waren geschickte Diplomaten. Ihre Macht wurde vorrangig durch eine berechnende Heiratspolitik gesichert. In fast jedem Adelshaus Europas saß ein Habsburger. Dazu musste man reisen. War die Staatskasse klamm, wurde unterwegs hier und da ein Taler eingenommen. Schließlich war man ja wer. Im Barock war Reisen Mittel zum Zweck sich zu zeigen. In Zahlen liest sich das so: Marie Antoinette reiste im April 1770 nach Paris. 263 Gäste wurden auf 57 Kutschen verteilt. Allein das Küchenpersonal umfasste 76 Personen. Selbst heute noch müsste man dafür einen Flieger chartern. Rudolf II. reiste 1563 rein aus Bildungszwecken nach Spanien. Doch diese Reise bekam ihm nicht. Nach acht Jahren war er ein gebrochener Mann, leise und still. Die Inquisition hatte ihn verändert.

Hannes Etzlstorfer stellt in seinem spannend geschriebenen und vor Fakten strotzenden Buch die Ausflüge und Reisen und vor allem ihre Zwecke und Folgen bildreich dar. Adelsklatsch mal anders.

Auf ins Weinviertel

Auf ins Weinviertel

Auf ein Viertel Wein ins Weinviertel? Aber gern doch! Doch es wird nicht bei dem Viertel Wein bleiben. Denn der Weinkeller bzw. das Weinviertel hat mehr zu bieten als dass es während eines Viertels Wein zu besprechen wäre.

Eva Rossmann und Manfred Buchinger wandern durch die Gegend nördlich von Wien und erzählen von dem, was ihnen begegnet. Herauskommt ein Reiseführer ganz ohne Allüren und voller Geheimtipps. Denn sie listen nicht einfach nur auf, was man wann und wo erlebt haben muss, sondern sie erzählen es wie im Gespräch mit einem Freund.

Sie wandern und plaudern scheinbar einfach drauf los. Und so ganz nebenbei zeigen sie nach links und rechts des Weges und erklären, was es da so zu erkunden gibt. Wichtige Sehenswürdigkeiten, gastronomische Tipps und historisch Wichtiges werden mit Symbolen hervorgehoben.

Fünfundfünfzig Verführungen warten auf den neugierigen Leser, die seine neuen Freunde – die Autoren – parat halten. Fünfundfünfzig Mal Kulinarik, fünfundfünfzig Mal Geschichte(n), fünfundfünfzig Mal Weinviertel mit all seinen Bewohnern, ihren Spleens und ihren Traditionen.

Ein Veltliner am Wegesrand fällt immer ab. Denn hier ist der typisch österreichische Wein zuhause. Hier wird das Glasl noch zelebriert. Die Autoren verstehen es meisterhaft dem Leser den Mund wässrig zu machen.

Eva Rossmann ist Journalistin und Gastgeberin der ORF-Talkshow „Club  2“ sowie die Autorin der erfolgreichen Krimireihe um Mira Valensky. Manfred Buchinger ist mehrmals ausgezeichneter Koch mit Erwähnungen im Guide Michelin und Gault Millau. Kochen und Reisen: (und darüber erzählen) bei den beiden mehr als nur eine Leidenschaft. Hier treffen pointierte Erzählweise und lukullisches Fachwissen in vollendeter Form aufeinander.

So wird der Literarische Spaziergang zwischen Sachertorten-Metropole und ehemaligem Eisernen Vorhang zum Ausflug mit Freunden, die gern über ihre Heimat erzählen.