Der Tod des Landeshauptmanns

Der Tod des Landeshauptmanns

Was in Deutschland der Ministerpräsident, ist in Österreich der Landeshauptmann. Und es gab einen Landeshauptmann, dessen Bekanntheit weit über die Grenzen seines Bundeslandes Kärnten hinaus ging: Jörg Haider. Er regierte exakt 26 Monate in den 80er und 90er Jahren und noch einmal vom Frühjahr 1999 bis zu seinem bis heute zu wilden Spekulationen Anlass gebenden Tod im Herbst 2008. Und genau um diesen – für viele mysteriösen – Tod geht es im Buch des ORF-Journalisten Eugen Freund. Auch wenn dieser Roman nach eigenem Bekunden einzig allein der Phantasie des Autors entsprungen ist, weiß jeder um wen es darin geht. Denn der Begriff Landeshauptmann fand in Deutschland erst durch Jörg Haider wieder Einzug ins den Sprachgebrauch und wird noch immer mit ihm in Verbindung gebracht.

Jasmin Köpperl ist Journalistin. Ihr Freund Stefan Stragger ist … tot. Der Ermittler beim Heeresnachrichtendienstes schrieb gerade an einem echten Thriller, dessen Fortschritte er seiner Freundin regelmäßig als Mail zu lesen gab. Besteht etwa ein Zusammenhang zwischen Themenrecherche und seinem Ableben?

Die Trauer überwunden macht sich Jasmin Köpperl auf die Suche nach dem Mörder. Nach und nach kommt sie einem Geheimnis auf die Spur. Der Tote, den ihr die Polizei präsentiert, ist nicht Stefan, sondern sein wenige Wochen zuvor verstorbener Bruder. Je länger sie in den Kapiteln von Stefans Buch stöbert, umso mehr keimt in ihr der Verdacht, dass die darin beschriebenen – fiktionalen – Zusammenhänge gar nicht so weit von der – realen – Wahrheit entfernt sein könnten. In dem Buch geht es um den Tod des Landeshauptmanns Haider, Verstrickungen seiner Familie während der Nazi-Okkupation, Beziehungen zum kroatischen Regierungsapparat und der Mossad. Die gemeinsamen Urlaube mit dem mittlerweile verschwundenen Stefan waren Recherchen für sein Buch. Oder gar mehr? Jasmin erkennt so vieles wieder und stochert doch so sehr im Trüben.

Eugen Freunds Wissen um die Brennpunkte der Weltpolitik und ihrer Hintermänner verschmelzen in diesem Roman zu einer vollkommenen Einheit von Fiktion und Fakten. Es besteht mancherorts die Gefahr beides miteinander zu verwechseln. Und das sollte man als Lob anerkennen.

Es ist ein Privileg von erfolgreichen, machtbesessenen Alpha-Tieren, dass sie meinen unbesiegbar zu sein, sich alles herausnehmen zu können. Jörg Haider war so ein Machtmensch. Die Herzen und Wählerstimmen flogen ihm zu, seine politischen Ansichten waren grenzwertig, um es milde auszudrücken. Der Tod des Landeshauptmanns löste verschiedene Reaktionen aus. Die Einen waren erleichtert, weil es nun einen geistigen Brandstifter weniger gab. Die Anderen waren entsetzt ob der tragischen Umstände seines Todes. Einen politischen Feind bekämpft man lieber mit Argumenten als durch eine Tragödie. Und die war es schlussendlich. Jörg Haider hinterließ eine Frau und zwei Töchter.

Eugen Freund hinterlässt dem Leser einen erstklassigen Thriller.