Archiv der Kategorie: Das Alte Rom

Augustus – Sein Leben als Kaiser

Augustus - Sein Leben als Kaiser

Als Octavius erblickte er das Licht der Welt – als Augustus erlösch es für ihn wieder. Als Octavius wuchs er in bescheidenen Verhältnissen auf – als er starb, war er einer der reichsten Männer der damaligen Welt. Als Octavius lautet die Zeitrechnung (eine Errungenschaft der Gegenwart) noch „vor unserer Zeit“ oder „vor Christus“ – als er starb, im Jahr 14 (Achtung: Jubiläum!) entfiel der Zusatz v. Chr. bzw. v.u.Z.

Er war der erste Kaiser in einer Reihe vieler, die ihm folgen sollten. Die meisten, auch die aus seiner Blutlinie, versagten oder machten durch Tyrannei von sich Reden (wie zum Beispiel Nero, der in der heutigen Wahrnehmung nur noch als Brandstifter in Erinnerung geblieben ist).

Als Adoptivsohn Julius Caesars, der im März 44 v. Chr. / v.u.Z. mit zig Messerstichen niedergestreckt wurde, standen ihm alle Türen offen. Und Augustus wusste geschickt hindurch zu schreiten.

Er sammelte Schlachtenerfolge wie andere Briefmarken. Seine ärgsten Widersacher besiegte er listenreich und erbarmungslos. Seine Familie hatte sich ihm unterzuordnen. Wer nicht für ihn war, war gegen ihn.

Als Soldat in Augustus’ Diensten ließ es sich aushalten. Bei seinem Tod vermachte er sein Vermögen unter anderem seinen treuen Legionen. Da war schon mal eine Prämie von mehr als einem Jahresgehalt drin.

Karl Galinsky zählt zu den am meisten beachteten Experten, wenn es um das Römische Kaiserreich geht. Sein Wissen und seine Fähigkeit dieses allgemein verständlich wiederzugeben, machen dieses grandiose Buch zu einem strahlenden Fixpunkt im Bücherregal. Allein die Tatsache, dass im Jahr 2014 der 2000. Todestag des Kaisers begangen wird, rechtfertigt ein Buch über diesen Kaiser, den wir jedes Jahr für 31 Tage an unserem Leben teilhaben lassen. Doch die Intensität, mit der der Autor sich dem so ereignisreichen Leben Augustus‘ nähert, schreit geradezu nach einem Band wie diesen.

Im Jahr der vielen Weltereignisse und unzählbaren Jubiläen wird das des Augustus auch dank dieses Buches besonders hervortreten.

August 14

Augustus 14

Eijeijeijeijei. Da führt Kaiser Augustus im Jahr 14 eine Opferhandlung durch. Über ihm kreist mehrmals ein Adler. Schließlich landet das erhabene Tier auf dem Mausoleum des Agrippa, direkt auf dem Buchstaben „M“. M für Mors, Tod? Ein Omen. Die Zeremonie wird abgebrochen und Tiberius, Stiefsohn und designierter Nachfolger, führt das Ritual weiter.

Kurze Zeit später schlägt der Blitz ein. Mitten in die Statue des Augustus. Das „C“ in Caesar wird dem Erdboden gleichgemacht. Hat der Kaiser nur noch c Tage (also 100 Tage) zu leben? Noch ein Omen.

Die Geschichtsschreiber überschlagen sich, wenn es um die letzten Tage des Kaisers Octavian, der sich später Augustus nannte, geht. Ein Glücksfall für uns, denn so sind die letzten Tage des Kaisers der Zeitenwende fast schon minutiös festgehalten. Verantwortlich dafür war Augustus selbst. Und Sueton, der einige Zeit nach Augustus die Niederschriften für die Nachwelt aufbereitete.

Aberglaube und der absolute Wille sein eigenes Wirken für kommende Generationen festzuhalten sowie die akribische Vorbereitung und Inszenierung der Thronfolge sind für den Leser ein Füllhorn an Informationen. Augustus, der uns den Monat August bescherte, ist nicht länger nur ein Kaiser, den es mal gab. Er ist fleischgewordene, zwischen zwei Buchrücken eingebundene Geschichte zum Nachlesen und Lernen.

Das Jahr 2014 wird wieder einmal ein Jahr des Erinnerns. Die Geschichtsredaktionen der Fernsehsender werden sich überbieten mit Dokumentationen über den Ersten Weltkrieg. Der einflussreiche Kaiser Augustus wird ins zweite Glied zurücktreten. Holger Sonnabend beschreibt kurzweilig die Verdienste des Kaisers mit den zwei Namen. Als Adoptivsohn Julius Caesars kann er eine ruhmreiche Familiengeschichte vorweisen. Glorreiche Siege zum Beispiel gegen die Truppen der (Adoptiv-)Vatermörder besiegelten den Aufstieg des über vierzig Jahre regierenden Kaisers.

Am 19. August 2014 jährt sich zum zweitausendsten Mal sein Tod. Mit Kaiser Augustus ging die römische Republik zu Ende. Nur vier Wochen nach seinem Tod wurde Augustus in den Stand eines Gottes erhoben. Er vermachte den Legionen, den Leibwächtern und den Bürgern der Stadt Rom ein Vermögen. Ihn umfassend darzustellen, ist schwer. Holger Sonnabend gelingt ein scheinbar spielerisch die Komplexität des Regenten darzustellen. Ein großartiger Geschichtsreiseband!

Caracalla – Kaiser, Tyrann, Feldherr

Caracalla

Im Jahr 211 betrat ein römischer Kaiser die Weltbühne, dessen Geschichte sich von der seiner Vorgänger in erheblichem Maße unterschied: Marcus Aurelius Antoninus. Bekannt wurde er unter seinem bereits zu Lebzeiten geläufigen Namen Caracalla. Heute würde man ihn als Regierungschef mit Migrationshintergrund bezeichnen, seine Eltern stammen aus Nordafrika und Arabien. Sein feistes Gesicht erinnert heute vielleicht an einen Filmstar, der in historischen Filmen die Heldenrolle übernimmt.

Mutig war er, Caracalla. Um die Macht zu erringen und zu erhalten, schreckte er auch vor Mord in der eigenen Familie nicht zurück. Sein Bruder Geta, dem eine ähnlich glorreiche politische Laufbahn bevorstand, segnete vorzeitig und unfreiwillig das Zeitliche.

Auch als Feldherr tat sich Caracalla hervor. Germanien war der Lieblingsfeind der römische Imperatoren und Feldherren. Hier bissen sie sich jahrhundertelang die Zähne aus. Taktiken wurden ersonnen, Schlachtpläne wieder verworfen – bis ins Jahr 213 (also vor 1.800 Jahren – welch ein Jubiläum). Da betrat Caracalla bei Aalen germanischen Boden. Grund genug eine Ausstellung über den nicht gerade bekannten Kaiser zu organisieren. Bis zum 3. November 2013 steht das Limesmuseum Aalen ganz im Zeichen des Kaisers, Tyrannen und Feldherren.

Der Begleitband gibt mehr als nur einen Überblick über das Leben und Wirken des Caracalla. Vielmehr ist es das erste Buch, das die ganze Person Marcus Aurelius Antoninus beleuchtet.

Jeder, der in Rom lebte, durfte sich unter der Regentschaft Caracallas als Römer fühlen, durfte seine Bürgerrechte wahrnehmen. Ein Verdienst des Mannes mit dem feisten, kriegerischen Gesicht.

Verschiedene Autoren, alle Koryphäen auf ihrem Gebiet, lassen in ihren Artikeln die Zeit und die Person Caracalla auferstehen. Mit der nötigen Distanz und dem Wissen der vergangenen fast zwei Jahrtausende entsteht so ein Bild eines Imperators, wie es selten zu vor geschehen ist. Über 150 Abbildungen bereichern die Texte und bringen dem Leser so eine historische Gestalt näher, ganz ohne Schnickschnack, doch mit aller gebührender Würde und nötigem Respekt. Der Name Caracalla wird in Zukunft in einem Atemzug mit Julius Caesar, Justinian und Konstantin genannt werden. Große Männer geraten schlussendlich niemals in Vergessenheit.

Theater im römischen Reich

Theater im Römischen Reich

Steil abfallende Treppen, rudimentäre Bühnen, erholungsuchende Touristen – das sind die Theater Antike in der Neuzeit. Ein Heer von wissbegierigen Reisenden versucht den Glanz einstiger Aufführungen einzufangen. So ist es im günstigsten Falle. Oftmals sind aber nur noch Reste von Arenen vorzufinden. Sich hier eine Aufführung vorzustellen fällt schwer.

Mit „Theater im Römischen Reich“ gibt es erstmals ein Buch nur über die erhabenen Vergnügungstempel der Antike. Hier amüsierten sich Volk und Herrscher gleichermaßen. Hier konnte dem Potentaten – wohlformuliert – auch mal die Meinung gegeigt werden. Hier wurden die Grundlagen des heutigen Theaters gelegt, inhaltlich, formal und auch architektonisch.

Rüdiger Gogräfe reiste von Britannia bis Mesopotamia, von Germania bis Africa Proconsularis, um die Bretter, die die Welt bedeuten zu inspizieren und zu erforschen. Mit Brettern hatten diese allerdings wenig zu tun. Massive Steinflächen träfe es besser.

Die Stadtplaner der Antike behielten immer einen Platz für die das Spektakel frei. Eine Stadt ohne Theater war keine richtige Stadt. Und die Orte der Theater wurden immer vermerkt, so dass es heute verhältnismäßig einfach ist die Stätten der Gladiatorenkämpfe, der nachgestellten Seeschlachten und der Muse aufzustöbern.

Wer in seinen Musestunden im Urlaub mehr als nur hübsch aufgeschichtete Steinhaufen „sich ankucken“ will, sondern mehr erwartet, ist mit diesem Buch auf der sicheren Seite. Ein Logenplatz im ersten Rang ist garantiert. Denn Rüdiger Gogräfe schafft mit einfachen Worten einen Kosmos der darstellenden Kunst wie sie vor Jahrhunderten, ja sogar vor Jahrtausenden ganze Völker in Verzückung versetzte. Als Leser und baldiger Besucher der Theater wird man in einen wissenschaftlichen Rausch versetzt. Dieses Buch ist und bleibt ein Sachbuch, das mit der nötigen Distanz die Theater der Antike untersucht. Jedoch nicht ohne dabei den Leser aus den Augen zu verlieren. Ein wenig Vorkenntnisse sind wünschenswert, jedoch nicht zwingend erforderlich.

Über einhundert Abbildungen verleiten den einen oder anderen vielleicht sogar das einmal geplante Besuchsprogramm noch einmal zu überdenken und doch einmal ins Theater zu gehen. Als Erholungsstätte sind die Überreste der Theater genauso willkommen wie für Reisende, die es sich nicht nehmen lassen wollen das Besondere zu suchen und zu finden. Und fündig wird man in diesem Buch allemal.

Rom – Ein Biografie

Rom - eine Biografie

Biografien werden – zumindest sollte das so sein – erst nach dem Ableben der besprochenen Person veröffentlicht. Sie sollen die besondere Bedeutung desjenigen hervorheben und sein Wirken in Erinnerung behalten. Eine Biografie über eine Stadt – das ist neu. Zumal, wenn sich die Stadt sich einer blendenden Gesundheit erfreuen kann.

Rom ist eine der meist besuchten Städte der Welt. Ihre heutige Erscheinung verdankt sich brillanten Köpfen, Baumeistern und Politikern, die sich hier ihr Reich schufen und zeitweise die Geschicke der Welt lenkten. Stephan Elbern hat ihre Lebensläufe in direkten Zusammenhang mit der italienischen Hauptstadt gebracht und ein einzigartiges Werk geschaffen.

Sieben – fünf – drei – Rom schlüpft aus dem Ei. Netter Spruch. Aber er hat so seine Tücken. Für Schulkinder eine ideale Eselsbrücke. Für Wissenschaftler Humbug. Sei es wie es sei: Die Geschichte Roms – von seiner Entstehung und der damit verbundenen Legende von Remus und Romulus bis hin zur Gegenwart – lässt immer wieder aufhorchen. Als gewaltige Republik gescheitert, als Kaiserreich zu neuer Größe erblüht. In der Spätantike zur Kleinstadt verkümmert (von einst 800.000 Einwohnern waren im 14. Jahrhundert lediglich 20.000 Bürger übrig), erlebte die Stadt während Renaissance selbiges. Die prachtvollen Bauten, vor denen so mancher Tourist heute staunend die Gesichtsmuskulatur erstarren lässt, künden vom einstigen Ruhm, der bis heute anhält. Noch immer sind Plätze wie Pizza Navona oder das Kolosseum Magnete für Millionen Neugieriger. Doch wie sind sie entstanden? Wer hat sie in Auftrag gegeben?

Eine Stadt wird durch ihre Bürger und deren Führung geprägt. Den römischen Kaisern war besonders daran gelegen, der Nachwelt Beeindruckende zu hinterlassen. Wer Rom besucht, kommt um Jahrtausende alte Geschichte nicht herum. Stephan Elbern bietet sich mit seinem Buch als unterhaltsamer Cityguide an, der geschickt und umfassend die Ewige Stadt erklärt, ihre Denker und Lenker hervorhebt und ihre Würde und Anmut erstrahlen lässt.

Bleibt zu hoffen, dass „Rom – ein Biografie“ sich alsbald zu einer erfolgreichen Buchreihe im Nünnerich-Asmus-Verlag entwickelt. Städte wie Istanbul, Damaskus, Paris, London, Marseille, Persepolis … tragen die Geschichte ja schon fast wie einen Bauchladen vor sich her. Selbstbedienung erwünscht.

Thermen der Römer

Die Thermen der Römer

Den Tag mit einem heißen Bad ausklingen lassen – ach wie herrlich. Die Anspannung fällt von einem ab, heiße Dämpfe lassen den Abend einläuten. Im alten Rom sah man das etwas praktischer. Nicht jeder hatte ein Bad zuhause. Sich reinigen, im öffentlichen Raum – ein Muss.

Ernst Künzl nimmt den Leser mit auf eine Planschgreise ins Alte Rom. Und das reichte zeitweise von Britannien bis an den Nil, vom Rhein bis nach Nordafrika. Ein großes Gebiet, um Baden zu gehen. Die Reise macht Halt in den Barbarathermen in Trier, den Überresten der Stabianer-Thermen in Pompeji oder auch im englischen Bath. Der Name scheint Programm zu sein.

Die großzügig verteilten und prächtig in Szene gesetzten rund einhundert Abbildungen versetzen den Leser in die Lage, die Bedeutung der antiken Spa-Landschaften einzuordnen. Klar waren die Kaiserthermen prunkvoller als die Waschanstalten des gemeinen Volkes. Doch auch deren Bäder waren und sind es wert besucht zu werden. Ihre Architektur und das technische Know-How – irgendwie musste ja Wasser in die Bassins, ein ausgeklügeltes Wassersystem wie wir es heute haben, gab es damals nur in spärlicher Anzahl – faszinieren Autor und Leserschaft gleichermaßen.

Über das Alte Rom wurde schon Vieles (auch Unnützes) niedergeschrieben. Dieser Band gehört in die Reihe „besonders wertvoll“, weil er den Alltag so darstellt wie er wirklich war. Säulen, Tempel, Straßen – alles interessant. Aber es sind „nur stumme Zeugen der Geschichte“. Wer sich für die Antike begeistert, stößt oft schnell an die Grenzen des Verständlichen. Eine Stadt muss leben. Und sie lebt nur durch die Menschen, die darin arbeiten, sie gestalten und, die darin eben auch baden (gehen).

Am interessantesten sind die Anekdoten, die der ehemalige Direktor der römischen Abteilung am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz zu berichten weiß. Privatsphäre, zum Beispiel, gab es nicht. Einfach die Toilettentür hinter sich schließen – unmöglich. Gerüchteweise wurde in Nebenräumen der Thermen sogar operiert.

Ernst Künzl erhebt nicht den Anspruch alles über die Thermen zu wissen. Was im Verborgenen liegt, wird mit Niederschriften dargelegt – der Leser kann sich, sofern er das will, ein eigenes Bild der Thermen der Römer machen. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das der Sparte Sachbuch die nötige Ernsthaftigkeit lässt, aber um die Nuance Unterhaltung mehr als bereichert.