Thermen der Römer

Die Thermen der Römer

Den Tag mit einem heißen Bad ausklingen lassen – ach wie herrlich. Die Anspannung fällt von einem ab, heiße Dämpfe lassen den Abend einläuten. Im alten Rom sah man das etwas praktischer. Nicht jeder hatte ein Bad zuhause. Sich reinigen, im öffentlichen Raum – ein Muss.

Ernst Künzl nimmt den Leser mit auf eine Planschgreise ins Alte Rom. Und das reichte zeitweise von Britannien bis an den Nil, vom Rhein bis nach Nordafrika. Ein großes Gebiet, um Baden zu gehen. Die Reise macht Halt in den Barbarathermen in Trier, den Überresten der Stabianer-Thermen in Pompeji oder auch im englischen Bath. Der Name scheint Programm zu sein.

Die großzügig verteilten und prächtig in Szene gesetzten rund einhundert Abbildungen versetzen den Leser in die Lage, die Bedeutung der antiken Spa-Landschaften einzuordnen. Klar waren die Kaiserthermen prunkvoller als die Waschanstalten des gemeinen Volkes. Doch auch deren Bäder waren und sind es wert besucht zu werden. Ihre Architektur und das technische Know-How – irgendwie musste ja Wasser in die Bassins, ein ausgeklügeltes Wassersystem wie wir es heute haben, gab es damals nur in spärlicher Anzahl – faszinieren Autor und Leserschaft gleichermaßen.

Über das Alte Rom wurde schon Vieles (auch Unnützes) niedergeschrieben. Dieser Band gehört in die Reihe „besonders wertvoll“, weil er den Alltag so darstellt wie er wirklich war. Säulen, Tempel, Straßen – alles interessant. Aber es sind „nur stumme Zeugen der Geschichte“. Wer sich für die Antike begeistert, stößt oft schnell an die Grenzen des Verständlichen. Eine Stadt muss leben. Und sie lebt nur durch die Menschen, die darin arbeiten, sie gestalten und, die darin eben auch baden (gehen).

Am interessantesten sind die Anekdoten, die der ehemalige Direktor der römischen Abteilung am Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz zu berichten weiß. Privatsphäre, zum Beispiel, gab es nicht. Einfach die Toilettentür hinter sich schließen – unmöglich. Gerüchteweise wurde in Nebenräumen der Thermen sogar operiert.

Ernst Künzl erhebt nicht den Anspruch alles über die Thermen zu wissen. Was im Verborgenen liegt, wird mit Niederschriften dargelegt – der Leser kann sich, sofern er das will, ein eigenes Bild der Thermen der Römer machen. Ein kurzweiliges Lesevergnügen, das der Sparte Sachbuch die nötige Ernsthaftigkeit lässt, aber um die Nuance Unterhaltung mehr als bereichert.

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