55x verführt Bamberg

Urlaub planen in der Coronakrise ist wie in der Ladeschleife bei dürftiger Netzleistung zu hängen. Man wartet, dass endlich was passiert. Da freut man sich, wenn es Konstanten gibt, die einem die leidvolle Zeit in angenehmer Art und Weise irgendwie erträglich machen können. Bamberg zählt sicher nicht zu den Gewinnern der Krise – die gibt es nicht wirklich. Aber eine Stadt, die über Jahrhunderte so manche Krise gesehen und überlebt hat, kann so leicht nichts aus den Angeln heben. Schon ein einfacher Spaziergang durch die ehrwürdigen Gassen mit der beeindruckenden Architektur hilft über so manche Einschränkung hinwegzusehen. Doch wie weiter?

Markus Raupach weiß da Rat. Er ist Bamberger, hat hier studiert, arbeitet hier. Und er hat fünfundfünfzig Leggerlis zusammengestellt, die jeden Besucher verführen sollen. Vorab schon mal so viel: Es funktioniert! Denn selbst, wer Bamberg noch nicht kennt, ist schon nach dem einfach Durchblättern zwar kein Kenner der Stadt, jedoch um die Sehnsucht nach Bamberg reicher.

Auf über 240 Seiten breitet sich die Stadt an der Regnitz, die die Stadt zu umarmen scheint – schließlich gibt es hier den rechten und den linken Regnitzarm – vor dem Auge des Lesers, später des Betrachters, Besuchers aus. Wie die Tipps über die Kneipenszene momentan ausgelebt werden können, kann niemand voraussehen. Aber ohne die Tipps würde man das Eine oder Andere garantiert verpassen. Also, auch diese Kapitel sorgsam lesen!

Manchmal gibt das Buch gleich mehrere Tipps auf einmal. Die Altenburg ist seit Jahrhunderten (1109 wurde sie erstmals erwähnt) ein Blickfang und Abenteuerspielplatz für Groß und Klein. Der Blick vom Greifenklau-Biergarten ist wohl der Schönste auf das imposante Bauwerk. In dem hat sich zu Lebzeiten schon E.T.A. Hoffmann mit Graffitis verewigt. Bier, Burg – ein guter Einstieg Bamberg zu erobern.

Apropos Bier. Daran kommt man hier nicht vorbei. Das berühmte Rauchbier gehört zur Stadt wie der Eiffelturm zu Paris. Nur dass es in Bamberg wohl nicht so recht Zweifel gab, ob man es wirklich braucht. Selbst im so genannten Bierkrieg, wurde die Notwendigkeit nicht angezweifelt.

Auf dem Weg durch die Stadt werden einem immer wieder Skulpturen auffallen. Sie gehören zum Bamberger Skulpturenweg. Nicht alle Werke sind noch zu besichtigen, aber die wichtigsten sind im Buch mit Ort und Namen samt Künstler benannt.

Neben den fast schon versteckten Orten, die Bamberg so einzigartig machen, sind es aber vor allem die im strahlenden Sonnenlicht schimmernden Augenschmäuse, die Besucher nach Bamberg locken. Auch hier hat der Autor so manche Anekdote parat, die man sich gern noch einmal erzählt, wenn man rund ums prächtige Rathaus schlendert oder dem Naturkundemuseum einen Besuch abstattet.

Ein rundum gelungener Stadtreiseband, der nicht mehr verspricht als er hält. Ehrliche Recherchen in einer der beeindruckendsten Städte, die mit der Bahn dank ICE-Anbindung so einfach zu erreichen ist. Und dank dieses Buches nun kein Buch mit sieben Siegeln ist.