Archiv für den Monat: März 2014

Rio de Janeiro – Eine literarische Einladung

Rio de Janeiro

Anpfiff. Die erste Seite wird aufgeschlagen. Eine tolle Aufstellung, seine großartige Aufstellung. Sechzehn Spieler und Spielerinnen drängen sich auf dem Spielfeld. Rodrigo Lacerda führt den Anstoß aus. Mit seinem Bully streift er durch die Nacht. Düster und unwirtlich frisst sie ihre Jünger. Jetzt der Pass zu Sergio Santanna. Er dribbelt, verführt den Gegner, doch er gibt nicht ab. Zwanzig Seiten lang fantasiert er sich durch eine Bild Rios in den Zwanziger Jahren. Straßenszenen wie sie heute undenkbar sind. Kaum Verkehr, elegante Herren in Anzügen. Machoszenerie. Und zwischendrin eine junge Frau, Eduarda. Ein Frau aus gutem Hause, die sich zu benehmen weiß. Ein Maler soll, will sie portraitieren. Zwischen Schamgefühl, Lust und Neugier schwankt die Dramatik vor dem geistigen Auge des Lesers. Der Autor ist nur das Sprachrohr der Phantasie des Betrachters. Sie gibt sich ihm hin.

Kurze Verschnaufpause. Poetisch schüttet Carlos Drummond de Andrade sein weites Herz aus. Weiter geht’s.

Doch was ist das? Clarice Lispector verlässt einfach den heiligen Rasen des Maracana. Verläuft sich in den Gängen des riesigen Stadions, um Frau Xavier zu folgen. Die scheint auch nicht gerade eine Ausgeburt an Ortskenntnis zu sein. Roberto Carlos soll jetzt übernehmen. Das gibt garantiert eine Nachspielzeit!

Nach Wiederanpfiff darf nun Adriana Lunardi ist Zauberstücke zeigen. Offenen Auges spielt sie sich durch die Stadt. Das Auge des Lesers kann kaum folgen. (Für Besucher ein besonderer Reiz diesen „Spielzug“ nachzuvollziehen) Am Ende muss sie sich ungläubig eingestehen, dass ihre Passgeberin ihre letzte Ruhestätte schon gefunden hat.

Letzter Spielzug vor der Pause: João Antônio ist ein harter Brocken. Man merkt ihm die Vielzahl seiner Berufe an. Sein Ausdrucksweise ist ruppig, aber ehrlich … eigentlich müsste jetzt Pause sein … nein, vier Seiten Nachspielzeit. Er hurt, er raucht, er frisst, er säuft. Seine Gegner sind Nutten, Luden, Arschgeigen und Gesocks. Puh, endlich Pause.

Die zweite Halbzeit muss sich der Leser selbst erarbeiten. Denn nichts ist schlimmer als ein ganzes Spiel noch einmal erzählt zu bekommen.

Die in diesem Buch versammelte Mannschaft von Autoren, die aus Rio kommen und / oder über Rio schreiben zeichnet das Bild einer Stadt, die immer in Bewegung ist. Sie ist mehr als ein torloses Unentschieden, dessen Doppelpunkt durch einen G-String symbolisiert wird. Wer Rio außerhalb des Karneval- und fußballverrückten Klischees kennenlernen will, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Kure Auszüge und Geschichten, die den urbanen Rhythmus fernab jeglicher Vorurteile wiedergeben.

Die Straßen um Pisa

Die Straßen um Pisa

Pisa ohne den schiefen Turm? Unvorstellbar! Jährlich bestaunen hunderttausende Besucher den Trotz der Physik. So far, so good. Die Autorin Tania Blixen – weltweit eher für ihre Geschichten in wärmeren Gefilden bekannt – haben es die Straßen um Pisa angetan.

Graf Augustus von Schimmelmann verbringt die schönsten Tage des Jahres in der Toskana, in Pisa. Fast schon bestätigt sie mit ihrem Buchtitel das Klischee, dass es außer dem schiefen Turm ja eh nichts weiter zu sehen gibt. Was natürlich nicht stimmt! Doch der Graf erkundet, getrieben von Unruh und Neugier, das Umland auf fast kindliche Weise. Er spricht auch schon mal eine Dame mit „verehrter Herr“ an. Die Affäre mit einer älteren Dame von Rang hingegen meistert er souverän.

Graf Augustus ist nicht unbedingt ein Mann von Welt. Gedankenverloren träumt er sich zurück in die Zeit, in der er als Student das sorgenfreie Leben genießen durfte. So sitzt er auch über einen Brief an einen ehemaligen Kommilitonen. Doch der Schluss will nicht recht gelingen. Er sucht Zerstreuung auf offenen und verschlungenen Wegen.

Märchenhaft mutet die pisanische Toskana an. Durchgehende Pferde, ein Duell und elegant perückte Damen kreuzen nicht nur seine Wege, sondern auch seine Gedanken. Hier und Her gerissen vom Ränkespiel der Beteiligten erkennt er langsam, wer eine Rolle spielt, und wer nicht.

Drei Wochen Pisa – für heutige Begriffe eine Ewigkeit – bereiten ihm nach anfänglichem Zögern immer mehr Freude. Sein Herz erwacht und öffnet ihm die Augen. Vorbei die Melancholie, herbei mit dem Abenteuer.

Tania Blixens Geschichte besticht durch eine präzise Sprache und verführt den Leser zum Träumen. Träumen und Toskana, das gehört einfach zusammen. Wenn man nicht gerade in einer Warteschlange an einem der zahlreichen Souvenirstände stehen muss.

„Die Straßen um Pisa“ sind Bestandteil der 1934 erschienenen „Seven Gothic Tales“. Sie bilden in der dänischen Originalausgabe den Auftakt. In dieser – im typischen wagenbach’schen Rot gehaltenen – Urlaubsbuchausgabe werden dem Leser die Poesie Tania Blixens und die romantische Sicht der Toskana als Appetithäppchen angeboten. Der Zauber der Toskana wird von der unvergleichlichen Schreibweise Tania Blixens vereinnahmt. Die ideale Urlaubseinstimmung! Wenn es denn noch eine braucht.

Ketzer

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In London taucht in einem Auktionskatalog ein Bild von Rembrandt auf. Doch die Versteigerung kann verhindert werden, weil Elias Kaminsky Ansprüche auf dieses Bild erhebt. Es gehörte einst seiner Familie, die als Juden vor den Nazis flüchten musste.

Und dieser Elias Kaminsky sitzt nun vor Mario Conde in Havanna und erzählt ihm seine Geschichte. Er will Licht ins Dunkel der Familiengeschichte bringen. Denn 1939 sollte das Bild den Neuanfang der Familie auf Kuba symbolisieren. Am 27. Mai 1939 stand Elias‘ Vater Daniel mit einem Verwandten am Pier von Havanna und erwartete den Vater, die Mutter und die Schwester, die an Bord der MS St. Louis die teuer bezahlte Freiheit aus Nazideutschland erkauft hatten. Mit im Gepäck: Der Rembrandt. Doch aus der sehnsüchtig erwarteten Familienzusammenführung wurde nichts. Geldgier und politisches Kalkül machten dem Glück den Garaus. Daniel sollte seine Familie nie wieder sehen. An Land ging jedoch der Rembrandt. Als Daniel Jahre später in die USA ausreisen – und somit Elias ein sorgenfreies Leben bescheren – konnte, war das Bild noch in Kuba. Doch es klebte Blut an ihm.

Das Bild hatte eine verhängnisvolle Geschichte. Als Kind ging Elias Ambrosius Montalbo de Ávila in die Schule des großen Meisters Rembrandt van Rijn. Doch auch er – Jude – wurde verjagt. Als Mitgift schenkte Rembrandt seinem Schüler das Bild des Christus, das über dreieinhalb Jahrhunderte später die Fachwelt in Erregung versetzen sollte.

Als Dritte im Bunde – wir sind wieder in der Gegenwart – wird Judy zum Puzzleteil im Bild des plötzlich aufgetauchten Rembrandts. Sie ist verschwunden. Seit zwei Wochen weiß niemand wo sie ist. Gerüchte und Spekulationen helfen Conde erstmal nicht weiter. Auch hat das Rätsel um das Verschwinden Judys originär nichts mit der Bildersuche zu tun. Doch führt es Code auf die richtige Spur…

Die Geschichten von Daniel, Ambrosius und … verschmelzen als logische Konsequenz miteinander. Sie alle verleugneten auf die eine oder andere Art ihren Glauben, ihre Herkunft. Mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen.

Leonardo Padura wagt erstmals den Sprung in die fernere Geschichte. Wieder ist Mario Conde beteiligt. Eigentlich sucht er sein Glück als Buchhändler. Doch die alte Spürnase juckt immer noch.

Mit gewandter und selten erreichter Sprache zieht er unaufhörlich den Leser in seinen Bann. Ist es zuerst die Frage nach den Umständen, warum die Kaminskys nicht wieder zusammenfinden konnten, wählt er später eine philosophische Weiterführung. Wer Geschichte liebt, kommt an Padura nicht vorbei. Er schafft mit einfachen Worten Sprachgebilde von enormer Sprengkraft. Wer dieses Buch beiseitelegt, ist selber schuld. Noch nie war eine Welt(en)reise so spannend!

Ohne Haufen, dumm gelaufen

Ohne Haufen dumm gelaufen

Es passiert nicht häufig, dass man ein wirklich neues Spiel entdeckt. „Ohne Haufen dumm gelaufen“ ist die rühmliche Ausnahme im massenhaften Ausstoß neuer Spiele. Es handelt sich um ein Anlegespiel für zwei bsi vier Spieler. Vier Leittier-Karten liegen vor den Spielern. In der ersten Runden (von sieben) muss jeder drei Dromedare-Karten an das farbig passende Dromedar anlegen. Die Spielkarten liegen verdeckt auf einem Stapel. Es gibt immer einen Stapel mehr als Spieler. Jeder Spieler nimmt sich einen Stapel, durch sucht ihn nach er passenden Karte. Auf den 72 Karten ist jeweils ein Hinterteil und ein Vorderteil eines Dromedars zu sehen. Wer als Erstes drei Dromedare zusammen hat, ist noch lange nicht Sieger. Jetzt fehlt noch das Abschlussstück der Karawane. Diese Karten zeigen das Hinterteil eines Dormedars und … ein Häufchen. Erst wenn die letzte Karte liegt („ohne Haufen dumm gelaufen“), geht es in die nächste Runde. Durch die arabisch angehauchten Spielsteine wird nun ermittelt wie lang die nächste Karawane sein muss. Die kann bis zu sechs Dromedare lang sein. Ein köstlicher Spielspaß für alle ab sechs Jahren. Vor allem, weil die Dromedare sooooo niedlich sind.

Die Krinoline bleibt in Kairo

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Mary Shelley tat es. Lady Stanhope tat es. Frances Calderón de la Barca tat es. Sie reisten. An und für sich nichts Ungewöhnliches. Doch im 17., 18.  und 19. Jahrhundert und dazu noch allein – naja, also ohne männliches Leittier trifft es wohl besser – eine Sensation. Sie taten es, weil sie Lust darauf hatten. Sie sind die Heldinnen dieses Buches. Barbara Hodgson zeichnet ihre Wege nach, legte die Besonderheiten ihrer Reisen dar und würdigt ihr mutiges Tun.

Sie gliedert ihr Buch nicht nach den ReisendInnen. Die Biografien stehen nicht im Zentrum der Ausführungen. Vielmehr sind die Reisen und die Bericht darüber Bestandteil des Buches. So kann man heute kaum noch reisen. Auf einem Kamel quer durch die Wüste. Bei Ankunft wildes Geschrei. Erhabenes Staunen als eine Frau als Reiseanführerin zu erkennen ist. Heute ist das normal. So haben die Frauen in diesem Buch echte Pionierarbeit geleistet. Sie ließen sich nicht verbiegen. Sie setzten oft gegen viele Widerstände ihren Kopf durch.

Zurückgeblieben sind ihre Erinnerungen. Niedergeschrieben in Magazinen wie Quarterly Review. Wieder entdeckt von Barbara Hodgson. Stilsicher, mit Anekdoten verziert, durch zahlreiche Abbildungen beeindruckend – dieses Buch bestätigt, dass Fernweh eine heilbare Krankheit ist.

Der Titel „Die Krinoline bleibt in Kairo“ bezieht sich – nicht wie man vermuten mag auf eine Frau namens Krinoline, die sich gefälligst in der Obhut ihrer Familie aufhalten sollte, sondern – auf den in dieser Zeit verbreiteten Reifrock. Ein äußerst unpraktisches Utensil, das beim Reiten störte, in dem sich der Wüstensand verfing, und überhaupt so gar nicht ins Bild der reisenden Frau von Damals passte.

Alle in diesem Buch erwähnten Frauen verdienen Respekt, weil sie sich Konventionen widersetzten. Denn in ihren Heimatländern, und auch denen der Länder, die sie erkundeten. Viele Männer hatten zuvor noch nie eine unverhüllte Frau in der Öffentlichkeit gesehen. Und wieder die Parallelen zur Gegenwart. Es hat sich Vieles verändert seit Lady Elizabeth Craven reiste. Doch bei Weitem nicht alles.

Frauen hatten es nie leicht sich in so genannten Männerdomänen durchzusetzen. Das ist auch heute noch oft so. Wer es aber einmal schafft, der kann sich der Anerkennung aller sicher sein.

Flussperlmuschel

Flussperlmuschel

Die Flussperlmuschel ist selten, sehr selten. In Rehau in Oberfranken ist eines der letzten Reviere, in dem sie sich wohlfühlt und wachsen kann. Genauer in der Schwesnitz. Die Schwesnitz durchzieht die Stadt. Und in ihrem Wasser liegt eine Leiche. Kommissar Wunderlichs Nase trügt nicht: Da kommt noch was nach!

Die Leiche wird in dem Moment identifiziert, in dem Wunderlich ein Alibi überprüfen will. Und siehe da: Der Verdächtige hatte mit der Frau des Getöteten eine Affäre. Und der Tatort ist das Grundstück des Verdächtigen Uli Wolk, seines Zeichens Stadtrat. Pikant, pikant. Denn Kommissar Wunderlich hat einen „Partner“: Bürgermeister Angermann. Die beiden kennen sich seit Schulzeiten, und Angermann ist ein kleiner Hobbydetektiv.

Wunderlich kennt Uli Wolk – so wie man sich in einer Kleinstadt halt kennt. Es ist ihm unangenehm ihn zu vernehmen, zumal Wolk beim ersten Zusammentreffen der beiden – erfolglos – geflüchtet war. Wolk dachte, dass der Kommissar ihn wegen seiner – unter Bayerns Politikern fast schon als traditionell zu bezeichnenden – Alkoholfahrt befragen wollte.

In der Naturschutzbehörde herrscht derweil helle Aufregung. Gerade eben hatte man stolz der Presse verkündet, dass sich der Bestand der äußerst seltenen Flussperlmuschel allmählich erholt hat und die Bestände steigen. Ein sehr engagierter Mitarbeiter nimmt sich die Zahlen noch einmal vor und macht eine ungeheuerliche Entdeckung: Die Kommas sind verrutscht. Der Bestand hat sich nicht nur ein wenig gebessert, er hat sich verzwölffacht. Und das kontinuierlich. In wenigen Jahren ist von der Schwesnitz nichts mehr übrig. Doch die Freude währt nur kurz. Denn die Bestände wurden im wahrsten Sinne des Wortes künstlich herbeigeführt.

Torsten von Wurlitz macht noch eine weitere Krimi-Baustelle auf. Ein ortsansässiger Windparkunternehmer und publicity-trächtiger Sponsor des örtlichen Fußballvereins präsentiert mit Hilfe eines arabischen Investors den neuen Spielerstar der Bayernliga, einen Nationalspieler Italiens. Kurz danach detoniert eine Bombe.

Torsten von Wurlitz heißt eigentlich Torsten Küneth, bei den Olympischen Spielen 2012 in London war er der erste Rehauer bei Olympia, als Tischtennis-Schiedsrichter. Der Untertitel „Kommissar Wunderlichs erster Fall“ lässt auf alle Fälle auf mehr Rätselraten in Rehau hoffen. Anfangs fühlt man sich als Leser wegen der vielen verschiedenen Ereignisse ein wenig überfordert. Doch nach und nach fügt ein Puzzleteil ins andere. Geschickt verwebt der Autor Verbindlichkeiten und Befindlichkeiten der handelnden Akteure. Ein gelungenes Stück Kriminologie im idyllischen Franken.

Die Prätorianer

Prätorianer

Nach den römischen Kaisern sind die Prätorianer wohl die bekanntesten Gestalten des römischen Reiches. Doch ihr Ruf war und ist alles andere als gut. So mancher Kaiser fiel ihren Schwertern zum Opfer, Caligula und Elagabal zum Beispiel. Dabei waren das nie konzertierte Aktionen der gesamten Prätorianerschaft. Vielmehr wurde ihr Einfluss und Kampfesstärke ausgenutzt.

Mit Kaiser Augustus begann der Siegeszug der Elitetruppe, mit Konstantin dem Großen erlosch ihr Ruhm. Über dreieinhalb Jahrhunderte waren sie die Kaisermacher, und –mörder. Obwohl die Zahl der von ihnen ermordeten Kaiser sich vergleichsweise gering ist.

Ritchie Pogorzelski greift in seinem umfangreich recherchierten Buch den Mythos auf und bewahrt ihn und entkräftet Vorurteile. Wer sich in jungen Jahren in filmischen Epen an der vor Kraft strotzenden Truppe in den prunkvollen Uniformen erfreuen konnte, dem sind die Prätorianer ein Begriff. Elitär waren sie. Vor ihnen musste man auf der Hut sein. Soweit das Klischee.

In erster Linie sollten sie – als Garde – ihrem Herren, dem Herrscher über Rom und seine Provinzen, dienen. Ihn beschützen. Und seine Familie, samt Palast. Ging der Kaiser auf Reisen, waren sie seine bewaffnete Entourage. Als Polizisten waren sie gefürchtet, als geheime Staatspolizei erhielten sie eine unglaubliche Macht.

Ritchie Pogorzelski hat dank antiker Schriften ihre Organisation entschlüsselt, zeigt die Hierarchien auf. Und wie es sich für eine Elitetruppe gehört hatten sie prächtige Uniformen, allerdings nicht im Kampf, sondern nur zu besonderen Anlässen wie bei Zeremonien. Oder für Feste. Oder in Friedenszeiten, für Paraden. Der Kleiderschrank muss ganz schön voll gewesen sein. Die Farbe der Tuniken zeigte den Rang eines Prätorianers an. Weiß war ganz weit vorn, bzw. oben.

Wer sich für Militärgeschichte interessiert, der wird die einzelne Ränge besonders spannend finden. Es ist immer wieder erstaunlich wie viel noch über das Römische Reiche im Allgemeinen, und über die Prätorianer im Speziellen zu erfahren ist. Man braucht nur das richtige Buch.

Und das hat Ritchie Pogorzelski nun vorgelegt. Weiße Flecken in der Geschichte der Prätorianer werden anschaulich mit druckschwarzem Wissen gefüllt. Ob nun Folterknechte oder Elitetruppe, die Frage lässt sich nicht abschließend beantworten. Je nach Perspektive. Keinen Zweifel gibt es in der Bewertung dieses Buches: Höchstpunktzahl!

Karten!

Karten!

Ein Leben ohne Karten – unvorstellbar! Große Entdeckungen ohne Karten – wir würden immer noch Angst davor haben über den Rand der Erde zu fallen.  Simon Garfield hat sich eines der bildstärksten und umfangreichsten Themen angenommen und die Geschichte der Karten unter die Lupe genommen.

Karten faszinieren, denn sie machen unerreichte Weiten greifbar und erlebbar. Die Karte einer Stadt, eines Landstriches, in dem man seinen Urlaub verbrachte, weckt erneut Erinnerungen. Sie führen einen sicher ans Ziel. Karten sind aber auch Kunstwerke.

Umfassend und gespickt mit Anekdoten führt Simon Garfield durch die jahrhundertealte Kunst des Kartenmachens. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz. Im Kapitel 16 heißt es: „J.M. Barrie kann keine Karten falten!“ Der Autor von Peter Pan machte es sich sehr einfach („die Zweite rechts, und dann immer weiter…“ Zusammen mit einer Zahnpastafirma kreierte er eine Karte Nimmerlands.

Wer verträumt über Karten hängt, reist in Gedanken in ferne Länder. Mit diesem Buch reist man ewig (immer hin sind über 500 Seiten kein Pappenstiel) in die entlegensten Orte der Welt. Die Geschichten, die Simon Garfield hier niedergeschrieben hat, sind amüsant, aufschlussreich und bieten einen Unterricht der besonderen Art.

Fernab von Google Maps ist dieses Buch aus der Tradition heraus geboren und bietet mehr als nur einen kurzen Einblick in die Geschichte des Reisens. Dieses Buch gehört in jeden Bücherschrank eines jeden, dem die eigenen vier Wände immer wieder Raum zum Träumen geben. Wer gern reist, hat sich mit Karten auseinandergesetzt. Simon Garfield beseitigt die letzten verbleibenden Fragezeichen durch dicke, fette Ahas, Ach-sos und Ausrufezeichen.

Spannend, unterhaltsam, prägend.

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Pocketquiz Hamburg

Pocketquiz Hamburg

Reisen ist nur so lange schön bis es langweilig wird. Stundenlange Fahrten auf der Autobahn, noch schlimmer, stundenlanges im-Stau-stehen. Da kann einem schon mal langweilig werden. Ein Spiel bringt da schnell Abwechslung und Entspannung. Aber was ist mit dem Fahrer? Der kann nicht einfach mal würfeln und bei einer Sechs darf er raus. Mit dem Pocketquiz kann auch der Fahrer miträtseln. Einhundertfünfzig Fragen – und natürlich auch Antworten – zur schönsten Hafenstadt Deutschlands bergen Spannung, Spiel und Spaß. Manche sind gar nicht so einfach zu beantworten. Wer weiß schon, wer mit „Quiddje“ gemeint ist? Oder kann die Schutzpatronin der Stadt nennen? Selbst Hamburger, also die Einwohner Hamburgs, sind einige Fragen dabei, auf die nicht jeder auf Anhieb eine Antwort parat hat.

Reise in Island

Reise in Island

Was macht man, wenn man unbedingt nach Island reisen will? Sich gründlich vorbereiten! Und wie? Mit diesem Buch. Edgar Sommer – der Nachname passt auf den ersten Blick so gar nicht zum Reiseziel – hat mit seinem Buch das geschafft, was andere nur andeuten. Einen echten Weggefährten. Mit seinem Landrover hat er die Insel besucht, erkundet und lieben gelernt. Davon profitiert nun der Leser.

Island ist dünn besiedelt, fast die Hälfte aller Isländer leben in der Hauptstadt Reykjavik. Der Reiz der Insel geht einzig allein von seiner sagenhaften und weitgehend unberührten Natur aus. Apropos sagenhaft: Elfen und Kobolde spielen nicht nur in der Literatur eine Rolle. Die Hälfte der Isländer glauben an die Fabelwesen. Einige haben sogar schon welche gesehen… Sie leben in Steinen und Höhlen. Also Vorsicht beim Autofahren!

Doch nicht nur die Elfen und Kobolde sollte man im Blick haben, wenn man im – lebensnotwendigen – allradbetriebenen Gefährt unterwegs ist. So manche Pfütze entpuppt sich allzu schnell als tiefergehendes Problem. Und nicht immer ist ein Edgar Sommer da, um zu helfen. Er weiß nicht nur den Leser mit seinen Erlebnissen zu fesseln, sondern auch wie man einen feststeckenden Jeep wieder gangbar bekommt. Die wichtigsten Tipps verrät er im Buch.

Das unangefochtene Highlight des Buches sind die beeindruckenden Bilder. Panoramen von Gletschern, wuchtige Eisberge und mutterseelenallein gelassene Straßenzüge. Wale, Papageientaucher und immer wieder endlose Wiesen und Eiswüsten. Hier muss man die Entspannung nicht suchen, die findet einen.

„Reise in Island“ ist mehr als nur die bloße Wiedergabe von Eindrücken, es ist das Rund-um-Sorglos-Paket für eine Individualreise durch dieses faszinierende Land. Inkl. Hinweisen zum Durchqueren von Wasserstraßen, Reparaturtipps und Landeskunde. Selbst echte Isländer können hier noch was lernen. Am Ende des Buches gibt Edgar Sommer praktische Ratschläge zu Ausrüstung, Wetter und zur Wartung seines Fahrzeuges.