Archiv für den Monat: Februar 2014

Da draußen im Wald

Da draußen im Wald

Still liegt das Waldviertel, eingebettet zwischen den Höhen der Berge. Hier liegt auch das Nonnenloch. Gefährlich ist es hier. Ein falsche Schritt, und man liegt mehrere Meter tiefer, die Haut aufgeschürft im Tal. Und genau dort liegt auch der Oberförster, der Sepp. Doch er ist nicht unachtsam gestürzt und hat sich dabei das Genick gebrochen. Er wurde erschossen! Über den Boden geschleift. Und dann die Felsspalte hinuntergeworfen.

Seine Frau hingegen wartet ungeduldig zuhause auf seine Rückkehr. Schon komisch, dass er ausgerechnet am Sonntag eine Holzverladung überwachen will. Aber naja. Das Wochenende war so harmonisch. Nach langer Zeit mal wieder.

Damals als Susanne den Sepp kennenlernte, war sie vom Fleck weg in ihn verknallt. Im Dorf wurde sie schon schief angesehen, weil sie mit fast dreißig Jahren noch immer keinen (Mann) abbekommen hat. Doch auch die anderen Damen des Dorfes schielten nach dem Prachtburschen. So wurden Sepp und Susi zwar ein paar, doch die Missgunst und die Tuscheleien blieben. Die Jahre vergingen, genauso wie die Leidenschaft. Man hatte sich arrangiert. Von den 18 Jahren Ehe, waren nur die ersten fünf gut. Der Rest war Routine.

Und nun kommt Sepp nicht nach Hause. Flinte und Hunde hat er nicht mitgenommen. Susi entschließt sich die Polizei einzuschalten. Eine gute Idee, denn kurze Zeit später ist der Leichnam des Oberförsters, des Ehemannes, des … dazu kommen wir später … gefunden. Der Körper von Schrotkugeln durchsiebt. Und dann den Abhang hinuntergeworfen. Kein schöner Anblick.

Die ersten Ermittlungen bringen zwei Tatverdächtige hervor: Einen Christbaumdieb und einen Wilddieb. Beide nicht die angenehmsten Zeitgenossen, doch leider – für die Ermittlungen – mit hieb- und stichfesten Alibis. Bei ihren Recherchen ist den beiden Polizisten Raffl und Ebert die frische Witwe keine echte Hilfe. Sie verschweigt sogar das eine oder andere Detail.

Ernest Zederbauer lässt die beiden Ermittler lange im Dunkeln tappen. Dabei verliert der Waldviertel-Krimi zu keiner Zeit an Rasanz. Beharrliches Nachfragen bringt die beiden Schnüffelnasen schnell auf die richtige Spur. Der Oberförster war selbst kein Kind von Traurigkeit…

„Das draußen im Wald“ ist ein waschechter Krimi fernab jeglicher Alpenromantik. Lokalkolorit und die gerissen konstruierte Geschichte eines Mordes lassen den Leser nicht mehr los.

Von Blüten und Blättern

Von Blüten und Blättern

Es soll ja Leute geben, die das Gras wachsen hören… Elisabeth Göbel gehört nicht zu ihnen, obwohl sie es könnte. Sie lebt in ihrem Kleinod vor den Toren der Hauptstadt und lässt das Jahr 2011 an sich vorüberziehen. Hier und da winkt sie dem Geschehen zu und lädt es ins Haus ein. Dort sitzen schon wir Leser. Bei Poesie und Vorfreude, bei stimmungsvollen Zeilen.

Elisabeth Göbels Garten ist nicht Ort, an dem deutsche Vereinsmeierei ihre Freude hat – nur wer frei im Herzen ist, wird sich an diesem Jahresrückblick ergötzen. Mit kindlicher Neugier durchforstet der Leser den Garten der Poesie, weit weg genug vom Großstadtgetümmel, nah genug dran, um sich an Lebensfremdheit zu stören. Kirschbäume, serbische Fichte, Yucca strahlen in den schönsten Farben und spenden Schatten wo das Licht stört. Die Assoziationen, die sie hervorrufen erhellen die Gemüter, wo Schatten fehl am Platze ist.

Ein Gartentagebuch dient eigentlich dem Gärtner, um den Rhythmus des Lebens im heimischen Biotop zu erkennen und letztendlich wohlwollend zu beeinflussen. Sehr französisch. Dieser Garten ist englisch. Es wächst und gedeiht das Leben in der ursprünglichen Form. Die Interpretationen, die Gleichnisse sind es, die diesem Garten durch die Handschrift der Autorin immer wieder neues Leben einhauchen.

Ohne viel Tamtam verführt Elisabeth Göbel den Leser in eine fremde Welt, die geografisch so nah ist. Selbst vom entferntesten Zipfel Deutschlands sind es nur ein paar Stunden, um im Garten der Sprache zu entspannen. Auch wenn es dieser Garten wert ist ihn zu besuchen, so muss man nicht Reisen im herkömmlichen Sinne. Lesend diesen Garten zu erfahren, ist die einfachere Methode. Und die unvoreingenommenste. Immer wieder taucht man ein in die Welt aus harter Gartenarbeit und weicher Sinnesfreuden. Wer zwischen den Zeilen liest, erkennt die immense Hingabe Elisabeth Göbels zu ihrem Garten. Er ist mehr als nur ein Hort der Entspannung. Schreibstube und Geräteschuppen gehören zum Leben wie Essen und Trinken. Ohne geistige Ablenkung kann sich kein Garten entwickeln.

Die über zweieinhalbtausend Quadratmeter Ruheoase zwischen Alex und Sander blühen im Licht und Schatten des geschriebenen Wortes zu vollendeter Pracht. Ein Gartenbuch, das deutscher Präzisionspflanzung und Gründlichkeit die Strahlkraft der deutschen Sprache entgegensetzt. Hier ist der Garten Bestandteil des Menschen, und nicht umgekehrt.