Wie die einarmige Schwester das Haus fegt

Es braucht nur wenig, um das Leben zu ändern. Lala weiß das. Und trotzdem ergibt sie sich ihrem Schicksal. Immer nur Vorwürfe. Ihr ganzes, junges Leben lang. Und dabei ist Lala eine gebildete Frau. Immer höflich. Ihre Großmutter, die Lala Wilma nennt, nicht Großmutter, Oma oder Nana, bemängelt nicht, dass Lala keine karibische Schönheit ist. Das ist – in den Augen Wilmas – der einzige Vorteil der jungen Frau. Denn so kommt sie nicht auf dumme Gedanken. Denn wer dumme Gedanken hat, tut bald auch dumme Dinge. So wie in der Legende vom einarmigen Mädchen. Die konnte sich auch nicht beherrschen und griff in den Tunnel, vor dem man sie ihr ganzes Leben lang warnte. Und … ab war der halbe linke Arm. Wie soll sie denn nun das Haus fegen – so eine Reaktion von der eigenen Familie. Das vergisst man doch fast den Schmerz und den Verlust…

Lala hat noch beide Arme, ihren Verstand und ein Baby. Doch bevor das zur Welt kam, überfielen Lala plötzlich unheimliche Schmerzen. So stark, dass sie an der Tür der Nachbarn klopfte. Nicht stark genug den Schuss nicht zu hören. Ebenso nicht stark genug, um zu erkennen, dass Adan, Lalas Mann, mit einer Waffe aus dem Haus kommt. Was ist passiert? Adan hat doch nicht etwa … nein, das nicht. Aber…

Im Krankenhaus sitzt sie nun mit Adan im Wartebereich. Dass ihr niemand helfen kann, nimmt sie teilnahmslos zur Kenntnis. Im Baxter’s Hospital ist sowieso nichts wie es in einem normalen Krankenhaus sein soll. Toilettenpapier auf er Toilette, Hilfe bei Komplikationen – nicht hier. Die Schwestern reagieren nur, wenn man zu viel und vor allem zu laut schreit vor Schmerzen.

Lalas Leben wird von nun an eine anderes sein. Ja, sie ist jetzt Mutter (wenn auch nicht lange). Und sie kennt ein Geheimnis. Eines, das Adan nicht schmecken wird. Der brutale Kerl ist das genaue Gegenteil eines fürsorglichen Gatten. Er passt aber in Lalas Leben, in dem sie immer nur Schlechtes erfahren hat. Jetzt wird der Spieß umgedreht. Nur gut, dass sie nicht auf den Kopf gefallen ist…

Cherie Jones präsentiert eine Karibik, die man in keinem Reiseprospekt findet. Hart, roh, und so gar nicht traumhaft romantisch. Ihre Karibik, Barbados, ist schmutzig, brutal, verkommen und trostlos. Aber es ist auch eine Karibik des Auf- und Umbruchs. Lala wird ihr Leben verändern. Auch wenn der Auslöser nun wahrlich kein freudiges Ereignis ist. Ihr Wissen um den Mord wird ihr die Augen und so manche Tür öffnen…