TodesSüße

TodesSüße

Was auf den ersten Blick zum Schmunzeln anhält, ist bitterer Ernst. Das liegt Einer, vornübergebeugt im Schokoladenbrunnen des Schokoladenmuseum in Köln. Ein schöner Tod, denkt sich jetzt so mancher. Doch tot ist tot. Der Mann kann nicht mehr genießen. Und wie der Leser auf den vorhergehenden Seiten gelernt hat, ist dieser Dr. Weinsberg ein nicht ganz unschuldiges Opfer, um es milde auszudrücken. Er ist, nein er war, Manager bei einem Lebensmittelkonzern. Kakao war sein Geschäft. Und er war gnadenlos. Eine der Servicekräfte wird bei einem Meeting rassistisch derart angegangen, das sich selbst die härtesten Hunde der Branche pikiert wegdrehen. Tabio, so der Name der Servicekraft, kommt aus der Elfenbeinküste, einem der führenden Kakao-Produzenten der Erde. Hier wird hochwertiger Kakao in unglaublichen Mengen unter noch unglaublicheren Bedingungen geerntet. Kinderarbeit, Sklaverei sind nur zwei der Rahmenbedingungen. Doch das schert die Manager, die in trauter Runde im Schokoladenmuseum sitzen nur peripher. Sie wollen die politischen Vorgaben (Nachhaltigkeit und Fairness) umgehen. Und kurz danach ist Dr. Weinsberg tot.

Kommissar Printz von der Kölner Kripo ist auch nicht gerade eine Ausgeburt an Freundlichkeit. Immer etwas mürrisch durch seinen dicken Schnauzbart brabbelnd, wird er jedoch von den Kollegen wegen seiner direkten Art und von seinen Chefs wegen seiner Aufklärungsquote respektiert.

Unaufgefordert erfährt der eigenbrödlerische Kommissar von Karina Sprängel (!), einer Mitarbeiterin des Museums. Sie hat ihre eigene Theorie zum Tod des Managers. Und ihre eigenen Methoden, die den Kommissar zu so mancher bisher verborgener Gefühlsregung animieren. Dann taucht eine weitere Leiche auf…

Renate Naber und Cornelia Ehses machen Appetit auf Schokolade und laden den Leser zu einer Mörderjagd ein, die eine feine Spürnase verlangt, Nuancen von … enthält und einen Hochgenuss versprechen. Die perfiden Methoden der Kakaoerzeuger sind seit einer eindrucksvollen Reportage in der ARD seit geraumer Zeit bekannt. Sie bilden den Rahmen zu dieser spannenden und lehrreichen Geschichte. Mit Phantasie und Spürsinn für Nervenkitzel schaffen die Autorinnen einen köstlichen Roman, der nach einer Fortsetzung giert. Wie ein kleines Kind fordert der Leser Nachschlag.

Die Jagd nach den Mördern – oder ist es gar nur einer? – fasziniert den Leser ab der ersten Seite. Klebrige Finger bekommt man hier nicht vom Naschen, sondern vom hastigen Umblättern.