Thüringen

„Thühühühüringen – Das Land ohne Prominente …“ dichtete Rainald Grebe. Stimmt natürlich nicht, und selbst wenn … jetzt hat das Bundesland seinen eigenen nach ihm benannten Reiseband aus dem Michael-Müller-Verlag. Und somit einen entscheidenden Vorteil gegenüber ähnlich gut besuchten Gegenden in Deutschland. Und auf Anhieb hat Autorin Heidi Schmitt – scheinbar mühelos – über vierhundert Seiten gefüllt.

Diese umfassen das komplette Spannungsfeld des Freistaates. Und das reicht von der Skatstadt Altenburg im Osten, über Goethes (der darf natürlich nicht fehlen) zweite Heimat Weimar, bis zum im Reformationsjahr besonders herausgeputzten Eisenach im Westen, das Wintersportdomizil Oberhof und die nie und nimmer zu vergessenden Gedenkstätten in Buchenwald und Mittelbau-Dora. Auf den ersten Blick fallen einem Städte wie Erfurt, Jena oder der Kyffhäuser ein. Thüringen mag also eine spärliche Promidichte haben. Wenn man so durch den Thüringer Wald, den Rennsteig oder die Hainleite wandert, stolpert man über so manchen Hingucker.

So einer ist zum Beispiel das Vessertal. Der Ort Vesser selbst gehört seit einigen Jahren zu Suhl, der ehemaligen Bezirkshauptstadt und ist übersichtlich. Bereits Ende der 70er Jahre wurde das Biosphärenreservat Vessertal von der UNESCO als schützenwert erachtet. Der schwarz-gelb gefärbte Feuersalamander zeigt sich zwar nicht jedem Wandersmann, doch wer die Augen aufhält und sich ganz vorsichtig bewegt, kann ihn zwischen Besucherbergwerk Schwarzer Crux und Wolfsgarten entdecken.

Vorsichtig sollte man auch in Lauscha sein. Denn immer noch schlägt jedes Herz höher, wenn die grazilen Glaskunstwerke, die hier an zahlreichen Standorten kunstvoll hergestellt werden, die Auslagen verschönern. Oder man den Glasbläsern bei der Arbeit zuschauen kann.

Ebenso vorsichtig vermaß man 1990 den neuen Mittelpunkt Deutschlands – da man nun damit aber auch Touristen anlockt und Geld verdienen kann, gibt es mehrere Mittelpunkte Deutschlands – und der (erste) bei 51“08‘ nördlicher Breite und 10“25‘ östlicher Länge, im thüringischen Niederdorla.

So was erfährt man nur hier: Die gelben Infoästen bieten dem Leser das, was sonst nur im Kleingedruckten steht. Kurze Sie sind die Gimmicks, die Giveaways, die einen Urlaub oder Ausflug erst interessant machen. Ob per Rad, Auto, zu Fuß oder auf Skiern – wer Thüringen bereist, wird nicht enttäuscht. Und schon gar nicht, wenn die Erstauflage von Heidi Schmitts Reiseband nicht nur schonend im Reisegepäck lagert, sondern eifrig zur Hand genommen wird.

Sollte es immer noch jemanden geben, der Ressentiments gegen den Dialekt der Thüringer hegt (es gibt keinen einheitlichen Thüringer Dialekt!), dem sei die Infotafel auf Seite 373 empfohlen. Stichwort Duden!