Tanz auf den Klippen

Tanz auf den Klippen

Aus so ziemlich jedem europäischen Land können die meisten einen oder mehrere Autoren bzw. einen Buchtitel benennen. Sei es auch nur, weil die Werke verfilmt wurden. Doch von den Färöer-Inseln? Da wird’s eng! Von der kleinen Inselgruppe haben die meisten nur als anstrengenden Gegner bei Qualifikationsspielen im Fußball gehört. Färöer grob umrissen: Nicht einmal fünfzigtausend Menschen leben auf anderthalb Dutzend Inseln.

Zwei davon sind die Protagonisten dieses Romans. So trist die Landschaft auf den ersten Blick scheint, so verbittert ist die Kindheit zweier Mädchen. Der überdachte Hof – mit all seinem Kram – ist das Paradies der beiden. Hier können sie herumtollen bis … ja bis der grimmige Vater im Schuppen vorbei schaut. Dann ist Ruhe. Ehrfurchtsvolle Ruhe. Beklemmende Ruhe.

Skurrile Personen, die sich im Bett verkriechen. Angsteinflößende Gestalten, die es einfach besser wissen. Fast schon mystisch ergießt sich die färöische Landschaft über die beiden Mädchen, die sich ihre eigene Welt schaffen.

Jahre später treffen sie sich wieder. Beide mit denselben Wurzeln, denselben Erlebnissen, doch so verschieden. Die eine geht suchend den geradlinigen Weg ins Leben. Studentin. Die Andere scheint ihr Elixier schon gefunden zu haben. Doch ihr Weg ist weder geradlinig, noch ist sie auf der Suche. Sie findet ihn – immer wieder. Immer bei einem anderen … Mann. Sie ist dabei so geradlinig wie ein Schlingerkurs. Doch zielstrebig ist sie. Und sehr berechnend.

Sólrún Michelsen ist auf den Färöer-Inseln eine bekannte Kinderbuchautorin. Mit „Tanz auf den Klippen“ wagt sie den Schritt über den großen, die Inselgruppe umgebenden, Teich. Weich und einfühlsam beschreibt sie den Lebensweg zweier Frauen vor dem Hintergrund einer den meisten von uns fremden Welt. Schroffe Felsformationen, peitschende Winde und eine tief in der Tradition verwurzelten Gesellschaft – das sind Grundlagen für einen echten Abenteuerroman á la Tom Sawyer und Huckleberry Finn. Doch die Autorin zieht ihren Lausbuben ein Kleid an. Lässt sie ihre Welt aus der Sicht von Frauen erzählen. Das ist das Besondere an Michelsens Erstlingsroman für Große.