Stockholm

Det är fint! Beginnen wir mit dem Ende des Reisebandes. Ja, er wird jedem gefallen, der Stockholm auf eigene Faust, auf eigenen Füßen, mit allen Sinnen begegnen und darin eintauchen will. Der beiliegende Stadtplan war eine echte Erleichterung in der Stadt, die Lisa Arnold zu Beginn des Buches als „anders“ beschrieben hat. Anders sind viele Städte, jede auf ihre Art. Doch Stockholm ist es wirklich. „Lagom“ nennen die Schweden das, was man den goldenen Mittelweg zum Glück bezeichnen könnte. Kein endloses Abwegen, was wem am wenigsten schadet. Nein, wahrhaftes Glücklichsein, darum geht es. Und fast scheint es so als ob die Neu-Stockholmerin Lisa Arnold dem Leser mit diesem Buch einen kräftigen Schubs in diese richtige Richtung geben möchte.

Stockholm – noch nie da gewesen, aber schon immer dort hin gewollt? Was fehlte? Der reiseband aus dem Michael-Müller-Verlag? Weil die immer so tolle Tipps haben und das ganze Buch erst vor Ort seine Reize preisgibt. Jetzt gilt dieses Argument nicht mehr. Erstauflage im Mai 2018, 264 Seiten, 121 Farbfotos, herausnehmbare Karte, Hintergrundinfos in gelben Kästen, neun Touren plus ein je Kapitel zu Ausflügen und den Schären.

Ja, dann haben wir doch alles! Auf geht’s nach Stockholm. So einfach ist es dann doch nicht! Erstmal einen Blick ins Buch werfen. Das ist ganz einfach. Denn jedes Kapitel ist klar strukturiert. Am Beginn einer jeden Tour, eines jeden Kapitels gibt es eine kleine Übersicht, was einen erwartet. So kann man schnell entscheiden, ob man dieses Kapitel sofort liest oder erst später. Man wird es so oder so lesen. Versprochen. Denn Stockholm – und schon lässt man die Seiten durch die Finger gleiten – ist ein Augenschmaus. Nimmt man alle Bilder zusammen, so streicht man die Worte Hektik und Stress postwendend aus seinem Sprachgebrauch. Das gilt übrigens auch für die Texte. Lisa Arnold hat nicht nur einen erstklassigen – Achtung Kritik! – und endlich einen Reiseband für diejenigen geschrieben, die gern auf eigene Faust eine Stadt erkunden. Ein kleiner Schubser hier, ein Fingerzeig da. Mehr braucht sie nicht, um auf den richtigen Pfad zu führen.

Und so kommt man durch Straßenzüge, die man hier nicht vermutet hätte. Der Architekt Sven Wallander, der hieß wirklich so und löste wohl den kniffligsten Fall der schwedischen Stadtplanungsgeschichte, schuf hier zum Beispiel den ersten Wolkenkratzer Europas. 1925 war das. Sechzig Meter hoch sind die Zwillingstürme Kungstornen in der Kungsgatan, der Königsstraße. Die besticht nicht so sehr durch lauschige Geschäfte – auch dafür hat die Autorin mehr als nur ein paar Zeilen eingearbeitet – sondern durch die bauliche Komposition. Nicht lang schnacken, Kopf … Apropos Kopf. Den sollte man keine Sekunde lang ausschalten. Genauso wie man das Buch immer dabei haben sollte. Denn sonst verpasst man womöglich noch die Möglichkeit zu einer Paddeltour, was in einer Stadt im (nicht am) Wasser fatal wäre. Oder ist erst weit nach 16.30 Uhr am ABBA-Museum. Dann kommt man nicht mehr rein. Was auch nicht schlimm wäre, da man sich in diesem Fall in der wohl längsten Galerie der Welt Kunst anschauen kann. Kostet nur so viel wie ein U-Bahn-Ticket und liegt auch genau auf gleicher Höhe. Die Rede ist von der Metro in Stockholm. Jede der einhundert Stationen wurde mit Skulpturen, Mosaiken, Malerei und Installationen gekrönt. Klar, Schweden ist ja auch eine Monarchie. Ist es noch notwendig zu erwähnen, dass im Buch unzählige Tipps für den verwöhnten Gaumen, verwöhnte Häupter und verwöhnte Sportenthusiasten aufgelistet sind? Ja? Sie sind es! Ob nun auf dem Montäliusvägen die romantische Aussicht genießen, im Kungstgrädgården den Wasserspielen fasziniert zuzuschauen oder in einer der zahlreichen Galerien sich ein bisschen Kunst zu gönnen: Zwischen der Sehnsucht und dem Erlebnis hat ab sofort der Michael-Müller-Verlag das ideale Bindungsglied im Programm.