Schnitzeltragödie

Schnitzeltragödie

Wohnungsauszug – Zeit des Neuanfang, aber auch der Rückbesinnung. So auch der namenlose Held dieses Buches. Alles muss besenrein übergeben werden. Abgeschlossen, im wahrsten Sinne des Wortes. Schlüssel rumdrehen, zum letzten Mal, und Auf Nimmerwiedersehen! Man sperrt zu und alles ist vergessen und vorbei. Nicht ganz, denn da sind noch die Erinnerungen. Die Gedanken an die Tragödien, die sich hier abspielten. Zumindest bei Harald Darer.

Der Mann, der hier sein Heim verlässt, tut dies aus gutem Grund. Ein Neuanfang mit Frau und Kind. Und er muss die Wohnung, das bisherige Leben, die Erinnerungen hinter sich lassen. Bitterböse G’schichten spielten sich hier ab. Allesamt Tragödien. Datteltragödien, Leberkästragödien … Schnitzeltragödien, Tragödien vom Erwachsenwerden, Tragödien des Alltags. Von wegen „Das ganze Leben ist ein Quiz“. Es ist eine Tragödie! Oder besser, gleich mehrere.

Harald Darer vermischt in seinen Erinnerungskurzgeschichten beißende Satire mit argwöhnisch beäugten Begebenheiten eines Mannes, der Gefallen daran findet sich und andere zu hinterfragen. Wenn er sich zurückerinnert wie er die Millionenfrage im Fernsehen beantwortet, der Kandidat – Hansi Hinterseer – sich immer mehr in seine Moonboots zurückzieht, im Schweiße seines Angesichts seiner eigenen Unwissenheit vor Scham im Stuhl versinkt (köstlich für jeden, der das System Hansi Hinterseer durchschaut hat!), ist man am Ende des Kapitels enttäuscht, dass die Geschichte schon vorbei sein soll. Man will mehr. Und man bekommt mehr!

Jeder Nation wird eine gewisse Art von Humor nachgesagt. Auch den Österreichern. Derb und manchmal auch ein wenig hinterfotzig. Mit einer Prise Charme, bzw. Schmäh. So muss es auch sein! „Schnitzeltragödie“ ist eine Kurzgeschichtensammlung, die ein permanentes Lächeln auf die Lippen zaubert, Schenkelklopfen andeutet und dem Leser vergnügliche Stunden bereiten wird. Man liest die Kapitel nicht hintereinander, man liest sie dosiert. Pro Tag ein Kapitel und selbiger ist gerettet. Und wetten, dass man beim nächsten Metzgerbesuch, Markteinkauf, Kurzurlaub auf genauso jemanden trifft, der wie der Fleischklopfer aufs Schnitzel passt?! Das nennt man dann wohl nachhaltige Literatur.