Rettet das Spiel!

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Dieses Buch ist nicht der gedrucktee Beitrag zur Spaßgesellschaft! So viel schon mal vornweg. „Weil Leben mehr als funktionieren ist“, lautet der Untertitel. Das lässt einen erstmal nachdenklich werden. Oft, viel zu oft, hört man, dass der Job Spaß machen muss. Oder man wird gefragt, ob einem dieses oder jenes Spaß macht oder Spaß gemacht / gebracht hat. Erzählen Sie mal Ihrem Chef, dass alles Spaß macht. Der denkt doch gleich Sie wären nicht ausgelastet.

Das Gegenstück sind die Aussagen meist viel zu junger Menschen, für die es eine Ehre war dieses oder jenes tun zu dürfen. Sie sind stolz auf das Erbrachte. Und man sitzt kopfschüttelnd vor der Glotze und denkt sich: „was hat der nur? Dafür wird er bezahlt! Das ist sein Job!“, nicht mehr und nicht weniger. Ehre und Stolz – weil es in der Vergangenheit nicht so viele Missverständnisse und Missdeutungen dieser Begriffe gegeben hätte – sind kaum Begriffe, die in den Alltag gehören.

Der Neurobiologe Gerald Hüther und der Philosoph Christoph Quarch fordern nun, nach Schillers Credo mehr Spiel im Leben. Allerdings nicht in einer Art, die den Verdacht aufkommen lassen, dass das Buch irgendwann auf dem Krabbeltisch der Supermärkte verramscht werden könnte.

Schon Friedrich Schiller erkannte die weitreichenden Dimensionen des Spiels. Dann, und nur dann, wenn also der Mensch spielt, entfaltet er sein Potenzial. Schon seit Längerem IT-Firmen speziell nach ausgebufften Spielern, die in ihrer Freizeit in Onlinespielen vertrackte Situationen zu meistern wissen. Was nun aber nicht heißt, dass jeder Onlinegamer das Zeug zum Superarbeiter oder Supermanager hat. Wer sich voll und ganz entwickeln kann, selbst Strategien entwirft, kommt irgendwann zu der Erkenntnis, diese Denkweisen auch im Alltag oder Arbeitsleben anzuwenden. Eine völlig neue Generation von Mitarbeitern entsteht. Doch auch deren Aufgabenfeld ist begrenzt. Wer den Anschluss verpasst, bleibt zurück.

Inseln der Lebendigkeit nennen die beiden Autoren den Weg zum Spiel und somit zur Zufriedenheit. Doch Vorsicht, auch hier lauern Gefahren. Wer nicht aufpasst, gerät auf die schiefe Bahn. Soll heißen, wird schrittweise in einen Bann gezogen, dem er schwer wieder entkommen kann. Abhängigkeiten, Beeinflussungen, Missbrauch lauern überall. Das Duo Hüther / Quarch gibt auch hier Ratschläge wie man den Fallen der Verlockungen aus dem Weg gehen, sie sogar beseitigen kann.

„Rettet das Spiel!“ ist ein nachdenkliches, aber auch aufrüttelndes Buch, das dem Leser neue Perspektiven des Erlebens zeigt. Nicht immer kann alles von jedem angenommen werden. Gut so! Denn Gleichschaltung ist der Tod des Einzelnen. Und somit auch des Glücks. Geschickt vermeiden die beiden Autoren es ihr Buch als Glücksratgeber anzupreisen. Den gibt es nicht, und wer anderes behauptet, hat den Sinn des Spiels nicht begriffen…

Keine Angst, „Rettet das Spiel!“ ist kein weiterer Spaßratgeber, der den einfachsten Weg zum Erfolg propagiert, und Umwege verteufelt. Wer den Nachwuchs betrachtet, stellt schnell fest, dass der nicht gleich nach dem Klaps auf den Allerwertesten die Schulbank drückt und Lebensstrategien paukt. Durch Ausprobieren, ja Spielen bewältigen Kinder ihre Wissensdefizite. Und von Stress sind sie meilenweit entfernt.

Beide Autoren beschäftigen sich nicht seit den Recherchen zum Buch mit den Themen Philosophie und Lebenskunst im Alltag.