Reportage Iran

Reportage Iran

Vorurteile abbauen – nichts ist dafür besser geeignet als ein Buch. Carola Hoffmeister reiste in den Iran und fand heraus, dass der Iran mit den Meldungen in den Nachrichten nur am Rande in Verbindung steht. Sie traf auf Menschen, nicht auf Meldungen. Menschen, die ihren Alltag genauso meistern müssen wie die Leser dieses einmaligen Buches.

Das Erste, was man im Iran lernt, ist Taroof. Das ist der unermüdliche Austausch von Höflichkeiten. Keine Höflichkeitsfloskeln. Echte, wahre Höflichkeiten. Und als Europäer kann man hier nur verlieren. Carola Hoffmeister passiert es, dass sie ihren Rucksack im langsam schon wieder davon tuckernden Bus vergisst. Atemlos rennt sie dem Bus nach. Sofort springt ihr ein Einheimischer zur Seite und bringt den Bus zum Stehen. Und genauso schnell hat sie einen Reisebegleiter und einen neuen Freund gefunden. Kommt gar nicht in die Tüte, dass sie in einem Hotel wohnt. Privatunterkunft. Anfangs noch etwas mulmig, verfliegt das Gefühl der Befremdung.

Auch als später ein Iraner, der als Deutschlehrer arbeitet ihr den Basar von Isfahan zeigt, sind die wehen Gedanken an Lockvogeltaktiken, um Teppiche an den Mann bzw. in ihrem Fall an die Frau zu bringen schnell vergessen. Anders als Istanbul oder anderen Destinationen wird hier ein Nein akzeptiert. Und eine Einladung zum Tee gibt’s gratis obendrauf.

Der Iran ist so fremd, so freundlich so nah. Angst vor der Fremde, vor der Terrorgefahr, vor grimmigen Extremisten? Nein, niemals.

Sie reist weiter, immer im Gepäck ihre Neugier und der Drang alles aufzuschreiben. Zum Glück für den Leser.

Der Trubel in der Hauptstadt Teheran, die Khaju-Brücke in Isfahan – sie nimmt „alles mit, was es zu sehen gibt“. Doch die Begegnungen mit den Menschen bringen dem Leser den echten, wahren Iran näher.

Sie besucht einen Magier, der einst den Schah und seine Gäste mit Kunststücken verzauberte.

Alkohol ist im Iran offiziell verboten. Offiziell. Trotzdem gibt es ihn auf jeder Party in Hülle und Fülle. Sündhafte teure Markenklamotten gehören zum Status der Mittel- und Oberschicht genauso dazu wie Schönheitsoperationen. Aber alles hinter der Fassade der züchtigen Kleidung des Islam und seiner Wächter.

Der Iran ist ein Land der Gegensätze. Tradition wird mindestens genauso groß geschrieben wie westliche Dekadenz. Der Iran, die iranische Gesellschaft existiert zweimal. Nach außen und nach innen. Wer sich treiben lässt, erlebt beide Seiten. Carola Hoffmeister ist das Bindeglied zwischen Sehnsucht und Neugier. Ihr Buch vermittelt eine Innenansicht Irans, wie man sie sich nicht vorzustellen gewagt hat.