Popcorn melody

Wie stellt man sich das Ende der Welt vor? Lebloses Gestein, abwechslungsfrei, staubig. Wenn das so ist, dann lebt Tom Elliott am Ende der Welt, Shellawick (population: 1,100), irgendwo zwischen Hilflosigkeit und Sinnfreiheit. Er betreibt den örtlichen „Supermarkt“. Die Toreinfahrt zum Glück ist gerade mal so groß wie ein Mauseloch. Nichts gibt es hier im Überfluss. Was zu essen, was zum Waschen, was gegen Fliegen gibt es ausreichend. Alles andere unterwirft sich Lieferschwierigkeiten.

Die Einwohner leben von und durch Buffalo Rocks, die örtliche Popcorn-Fabrik, in der man besser das Maul hält und tut, was einem befohlen wird. Leben sieht anders aus. Alternative Gesprächsthemen sind nur bei Wetterumschwung zu erwarten.

Bis eines Tages ein echter Supermarkt direkt gegenüber vom Toms Hütte öffnet. Buffalo Rocks macht jetzt auch in Verkaufen. Die jammernden Kunden, die bei Tom nie das erhalten als die „Trilogie des Glücks“ (essen, waschen etc.), werden logischerweise fahnenflüchtig. Und Tom? Die Haikus, oder das, was er dafür hält – schließlich hat er mal Literatur studiert – reichen nicht mehr aus, um seinem Leben die nötige Portion Glück zu beschaffen. Er muss aus der Tristesse der Gewohnheit ausbrechen, um überleben zu können.

Okomi hatte schon vor einiger Zeit mit einem Messer vor seiner Nase herumgefuchtelt. Tom solle ihm was dichten. Okomi würde dann ein Lied daraus machen. Ja, es gibt schon skurrile Typen in Shellawick. Die einen klatschen in die Hände, wenn sie Toms Laden betreten, so dass jeder weiß, dass sie da sind, andere bringen nur drei Worte raus. Tom nimmt sie alle wie sie sind.

Doch nun verhält es sich ein bisschen anders. Die Ersparnisse sind weg, Emily an Toms Seite, und Okomis Scheck ist gedeckt. Ja, der Okomi mit dem Messer und dem übersichtlichen Wortschatz. Von den Tantiemen soll Tom nun auch profitieren. Und dank Emilys Drängen zahlt sich Toms Studium der Literatur nun endlich auch aus…

Émilie de Turckheim gelingt mit „Popcorn melody“ das Kunststück aus einem klassischen „Vom Tellerwäscher zum Millionär“-Stoff eine rührende Geschichte zu schreiben, die fern jeglicher Klischees den Leser in ihren Bann zieht. Tom hat sich mit seinem faden Leben nicht abgefunden. Er flieht so oft er kann in eine andere Welt. Nie für immer, doch kurzzeitig ist er Out of Shellawick ohne alle Brücken komplett abzureißen. Der mächtige Riese gegenüber lässt ihn nicht in Panik ausbrechen. Einst war er das Werbegesicht der Firma, heute lacht er ihr frech ins Gesicht. Einen wie Tom Elliott bekommt man nicht klein.