Only cigars!

Only cigars!

Seit einigen Jahren gibt es in Europa das Tabakwerbeverbot. Und nun das! Ein Buch, das den Tabakgenuss anpreist. Alles halb so wild! Dieses kleine Büchlein verleitet nicht zum Rauchen! Es ist ein Buch, das Zigarrenraucher und Nichtraucher gleichermaßen in den gemütlichen Sessel lockt und die Schwärmereien der Literaten wie Nebelschwaden an einem vorbeiziehen lässt. Es geht auch nicht um minderbegabte Schauspieler, die mit ihrem Tabakbalken im Mundwinkel mehr oder weniger debil in die Kameras grinsen und dabei „auf dicke Hose machen“. Hier geht es um Genuss, ein Stück Kultur.

Ein Mann wie Mark Twain vertilgte am Tag mehrere Dutzend Zigarren. Ihn störte es nicht, seine Umgebung sicherlich auch nicht. Beim Rauchen kamen ihm die besten Ideen. Ganz im Gegenteil zum Wein. Der machte nur einen schweren Kopf. Doch die Schwere brachte keine Zeilen zu Papier.

Groucho Marx, der Mann mit der wilden Frisur, der neckischen Brille und dem aufgebmalten Schnurrbart, erzählt in seiner ihm eigenen komischen Art von seiner Passion. Er lebte zu einer Zeit, in der er nicht eine bestimmte Marke rauchte. Er rauchte Zigarren nach Preisen. Erst eine Zigarren-Werbung, die ihm eine halbe Stunde Havanna verhieß, änderte er sein Verhalten … und beschwerte sich bitterlich beim Verkäufer und beim Hersteller, dass er nur achtzehn bzw. maximal zweiundzwanzig Minuten Havanna genießen konnte. Die Firma zahlte ihm prompt den Kaufbetrag zurück, dreißig Cent.

Nicht nur Literaten wurden von Reinhard Kober für dieses exquisite Büchlein ausgewählt. Auch der Papst der Zigarren, Zino Davidoff kann eine Geschichte beisteuern. Seine Eltern ließen sich nach ihrer Flucht aus der Ukraine in Genf nieder. Hier wurde das Tabakimperium Davidoff geboren. Zino Davidoff erinnert sich an die Leidenschaft, die er schon früh für Tabak hegte. Reisen unter anderem nach Kuba waren für ihn eine Offenbarung. Besonders gern erinnert er sich an einen Kunden seines Vaters. Ein Kunde, der nie bezahlte und auch nie bezahlen musste. Er kam regelmäßig. Ein eher kleiner Mann. Ein Russe. Einer mit einem Pseudonym. Lenin, der Revolutionsführer in der alten Heimat.

Wenn man so durch die Seiten blättert, die Anekdoten liest, Romanausschnitte in sich aufsaugt wie ein Zigarrenraucher den Tabakrauch man auch als Nichtraucher erahnen, welch ein Genuss die Protagonisten umwehte. Man wird nicht gleich zum Raucher. Das nicht. Aber man sieht so manches intellektuelles Gespräch, beispielsweise mit dem Dramatiker Heiner Müller (gab es den überhaupt ohne Zigarre?), mit anderen Augen. Müller sah im Zigarrenrauchen durchaus auch eine gesellschaftliche progressive Komponente.