Nilufar

Nilufar

Es gibt Bücher über die man kein Wort verlieren darf – im positiven Sinne. Man muss sie einfach lesen und andere animieren es einem gleichzutun. Nilufar“ ist so eines.

Jeder, der „Nilufar“ liest, wird eine andere Deutung der Geschichte haben. Für die einen ist es ein Thriller, in dem ein Mann einen anderen Mann verfolgt, um ihm auf die Schliche zu kommen.

Andere hingegen sehen darin eine vollkommene Liebeserklärung an eine Frau, Nilufar. Das ist persisch und bedeutet Seerose. Fernab von „Schatzi“-, „Mausi“- und „Bärchen“-Getue überschüttet der Held Gheiss seine Angebetete mit Aufmerksamkeit – ihr gefällt’s.

Eine dritte Leserschaft sieht in „Nilufar“ ein philosophisches Meisterwerk: Auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens, der Vergangenheit, dem eigenen Ich.

Wie auch immer der Leser dieses Werk von Mahmud Doulatabadi wahrnimmt, er wird es lieben. In ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, hat Doulatabadi einige Job in seinem Leben angenommen, vom Kartenkontrolleur im Kino bis zum Souffleur am Theater, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Unter dem Regime von Reza Schah Pahlavi spielte er Theater – im März 1975 wurde er mitten in einer Aufführung von Maxim Gorki von der Bühne geholt und verhaftet. Zwei Jahre verbrachte er im Gefängnis. Heute ist er einer der renommiertesten Autoren des Landes.

„Nilufar“ ist ein poetisches Werk, das man nicht einfach mal so liest. Dank der eindrucksvollen Übersetzung von Bahman Nirumand, selbst aus dem Iran nach Berlin emigriert, liest sich dieser Roman wie ein Fluss. Unaufhörlich treibt der Held die Geschichte voran. Wortgewaltig und facettenreich wird Gheiss zu einer Art iranischer Leopold Bloom. Immer auf der Suche nach Antworten.

Ein Schatz in jedem Bücherschrank!