Mond über Omaha

Amila - Mond über Omaha

Zwei Jahrzehnte nach D-Day, dem Angriff der Alliierten in der Normandie, sind die Wunden der Erstürmung noch nicht geheilt. Immer noch kommen Soldaten, um sich ihrer Kameraden zu erinnern, Grabpflege zu betreiben. Manche hat es nach dem Krieg hierher verschlagen. Sie sind hier hängengeblieben, haben sich eine neue Existenz aufgebaut. Manch einer sogar mit neuem Namen…

Sergeant Reilly ist so einer, der hängengeblieben ist. Durch den Todesfall eines Freundes, Fernand Delouis, kommen alte Erinnerungen wieder hoch. Doch es bleibt nicht bei den bloßen Erinnerungen.

Denn in den Gräbern der Soldaten liegen nicht immer die, deren Namen auf den Grabmalen stehen. Da ist auch schon mal eine Kuh oder anders Getier „dazwischen gerutscht“. Was auf den ersten Blick nicht weiter dramatisch klingt, wirft auf bei genauerer Betrachtung die Frage auf, wo denn der eigentliche Besitzer des Grabes seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Oder finden wird?

Jean Amila – einer der vollkommensten Vertreter der Série Noire – zeichnet in „Mond über Omaha“ ein düsteres Bild der Erstürmung der Normandie. Heldentaten hin oder her – beim D-Day lief nicht alles so wie gewünscht. Menschliche Dramen nahmen hier ihren Anfang, zu viele fanden hier ihr Ende. Wenige entzogen sich dem Grauen des Krieges durch Desertation.

Die Strandabschnitte in der Normandie, die im Juni 1944 erstürmt wurden bekamen Decknamen amerikanischer Bundesstaaten wie Utah oder eben Omaha. So ist auch der Titel des Buches zu erklären.

Sergeant Reilly kommt während der Trauerfeier einem perfiden Geheimnis auf die Spur. Es geht um Millionen und eine neue Identität. Mit traumwandlerischer Sicherheit verknüpft Amila historische Fakten mit einer spannungsgeladenen Geschichte, die so passiert sein könnte. Die Schlussfolgerungen der Handelnden sind derart nachvollziehbar, dass so mancher historischer Fakt in einem neuen Licht erscheint. Verschwörungstheoretiker werden ihre wahre Freude daran haben. Wer mit wem? Wer gegen wen? Jean Amila vollführt ein Freudentänzchen auf den Gräbern der Krieger vergangener Tage. Dem Leser gefriert das Blut in den Adern. Kriegshistorie, geschickt verpackt im Gewande einer Mord(s)geschichte.