Lüneburg & Lüneburger Heide

Auf den ersten Blick wohl eher ein Landstrich, der eigens für das Familienidyll in der schönsten Zeit des Jahres ersonnen wurde. Autor Sven Bremer ging es eine Zeitlang genau so. Lüneburger Heide hat nicht viel für individuelles Erforschen zu bieten. Doch er wurde eines Besseren belehrt. Von Kunst rund um die Uhr bis zu hochintelligenter Technik, von Radwandern bis Architektur von Ikonen ihr Zunft erschaffen, von Geschichten aus der Vergangenheit und ihren namhaften Protagonisten findet man alles hier, in der Lüneburger Heide.

Da ist zum Beispiel Celle. Der Knast erlangte Ende der Siebziger Jahre Berühmtheit als ein Loch in die Außenwand gesprengt wurde. Vermeintlich um einen RAF-Insassen die Freiheit zu schenken. Doch der verpennte (vermeintlich) seinen „Freigang“. Jahre später kam heraus, dass alles inszeniert wurde. Die beteiligten Politiker kamen mit einem blauen Auge davon.

Lüneburg glänzt nicht nur im Sonnenlicht durch das Hauptgebäude der Uni, das von Daniel Libeskind entworfen wurde und seit der Eröffnung 2017 als Vorzeigeobjekt für Nachhaltigkeit und Futurismus bekannt ist, sondern auch durch die Zähigkeit der Macher, denen anfangs ein scharfer Wind entgegen blies. Wie immer wurde der Bau teurer als anfangs berechnet, doch in diesem Fall, hat sich der Mehraufwand gelohnt. Für Studenten, die fleißig mitplanten und für Besucher, die aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Denn so was gibt es sonst nur in Metropolen.

Wendland, Dannenberg sind Namen, die vielen aus den Nachrichten bekannt sein dürften. Atommüllendlager und Auffanglager für DDR-Flüchtige – hier wurde Geschichte geschrieben und wird sie noch bis heute.

Der Lüneburger Heide also eine gewisse Trägheit und Abenteuerferne zu bescheinigen, ist mit diesen wenigen Beispielen schon der Zahn gezogen. Klar, die Landschaft ist hier eindeutig der Star! Mit dem Rad cowboygleich endlose Weiten zu erkunden gehört eindeutig zu den Erholungsmöglichkeiten, die man allenfalls einmal lächelnd hinnimmt. Die ausgesuchten Touren jedoch lassen dem Belächeln ein breites Grinsen folgen.

Sven Bremer lässt es sich nicht nehmen der Lüneburger Heide die wie er es nennt „Draußen-Nur-Kännchen“-Mentalität wegzunehmen. Zwischen Buchholz in der Nordheide und Wolfsburg, zwischen Lüneburg und Walsrode muss man nur genau wissen wo man suchen muss. Sven Bremer erleichtert diese Suche mit seinem fast dreihundert Seiten starken Reiseband, so dass die Suche von Vorfreude geprägt ist.