Lesereise Latium

Ruhig und bunt, verlassen und überbordend, nah und fern – das Latium ist weit mehr als nur der Speckgürtel der italienischen Hauptstadt. Vielleicht ein wenig in Vergessenheit geraten. Zu Unrecht wie Veronika Eckl in ihrer Lesereise Latium zu berichten weiß.

Für die Römer war und ist es Volkssport am Wochenende ins Grüne zu fahren. Und mit dem Latium haben sie das Paradies quasi vor den Toren der Stadt. Hier grünt es nicht allein nur zum Vergnügen, für die Sinne, sondern auch für den Magen und somit auch wieder für den einen oder anderen Sinn. Die Märkte quellen über mit Produkten der Region, deren Geschmack noch ursprünglich ist, weil sie keine lange Reise zu den Ständen am Campo dei fiori unternehmen müssen. Staubige Pisten halten – zwar nicht immer, doch immer öfter – den Massentourismus gern von idyllischen Ecken und friedlichen Plätzen.

Nicht immer zum Gefallen der Einwohner. In Castellgandolfo residiert der Papst schon seit Jahrhunderten und lässt sich die Sommerfrische um die Nase wehen. Doch seit Franziskus ist es ruhiger geworden im Ort. Die Händler vermissen ihre eigene Vorfreude, wenn sich der hohe Besuch ankündigt. Sein Vorgänger war da volksnäher.

Filmfans lassen es sich nicht entgehen Castel San Pietro Romano zu besuchen. Hier startete die Karriere von Gina Nationale, Gina Lollobrigida. Der Ort war Kulisse und Statistenlieferant für „Brot, Liebe und Fantasie“, einem Meisterwerk des Neorealismo. Fast alle im Ort spielten im Film mit. Vittorio de Sica verehren sie noch heute. Doch für Lollo haben sie nicht viel übrig. Angeblich war ihr die Pasta im Ort zu schmutzig. Einen Besuch ist das pittoreske Dorf noch heute allemal wert.

Der Tiber als Lebensader für Rom ist hier drauß0en, im Latium Einnahmequelle für einen ganz besonderen Kapitän. Veronika Eckl lässt sich von ihm herumschippern und erfährt so Einiges, das wohl niemals in einem Reiseband stehen wird. Wenn selbst die örtliche Obrigkeit den Anlegeplatz kaum kennt …

Die Lesereise Latium liest sich wie eine Werbebroschüre für alle diejenigen, die Augustus-Mausoleum, Petersplatz, Spanische Treppe, Kolosseum, und Pantheon aus dem eff-eff kennen, aber noch immer nicht genug von Rom bekommen haben. Mehr als nur einen Abstecher ist es schon wert, das Latium. Die Konsulstraßen, versteckte Klosteranlagen, reichhaltig gedeckte Tische warten auf die, die dieses Buch als Appetitanreger verschlungen haben. Verschlucken wird man sich nicht, aber man ärgert sich sollte man das Latium besuchen und dieses Buch nicht als Urlaubslektüre in der Jackentasche dabei haben. Auch ohne konkrete Wegbeschreibung ist es unerlässlich eine im Schatten der Stadt stehende Region zu besuchen.