Lesereise Australien

Würde Stefanie Bisping um die Welt reisen und ein Abenteuer nach dem anderen erleben ohne darüber zu berichten, könnte man einfach nur neidisch werden. Doch sie berichtet fleißig von ihren Reisen und erlaubt jedem Leser ihre Reisen – wenn auch „nur mit den Augen“ – nachzuerleben. Nicht zum ersten Mal ist sie am anderen Ende der Welt in Australien. Nicht nur wegen der schier endlosen Weite findet sie auch immer wieder Abenteuer, die man eben nur hier erleben kann.

Da kann es auch schon mal passieren, dass beim Dinner jemand aufspringt und laut schreit: „Vorsicht Schlange!“. Und was für eine! Eine King Brown Snake. Der Biss tut nur kurze Zeit weh, dann merkt man eh nichts mehr. Sie gehört zu den seltenen Arten, deren Biss ein vorhersehbares Ende hat. Auf dieses spezielle Abenteuer hat Stefanie Bisping dann doch verzichtet …

Auch beim Gleiten durch die Baumkronen sind die kriechenden Angstmacher immer ein Thema. Kann schon sein, dass auf der anderen Seite ein zusammengerolltes Exemplar auf die Adrenalisten wartet. Wird schon nicht so schlimm werden! Wer sich auf Australien einlässt, muss mit gefahren rechnen, die ihm oder ihr in einer mitteleuropäischen Stadt niemals begegnen können. Wohl auch deswegen ist Australien so beliebt bei Aussteigern und Langzeiturlaubern.

Das Great Barrier Reef ist das größte seiner Art weltweit. Aber auch eines der bedrohten Naturschauspiele unserer Erde. Nachhaltigkeit in allen Belangen wird hier ganz groß geschrieben. Wenn man vor einem halben Jahrhundert noch kichernd auf einer Schildkröte posierte, erntet man heute nur noch Kopfschütteln, und es erwartet einem bei weiteren Verstößen gesalzene Strafen. Da gönnt man sich doch lieber eine Nacht auf dem Ozean. Eine schwimmende Plattform sorgt für wohliges Schaukeln und Sonnenauf- wie untergang sind eine Sinnesweide, die man niemals vergessen wird.

Man muss Australien nicht besuchen, um sich vorzustellen wie abwechslungsreich das riesige Land auf der Südhalbkugel ist. Es reicht schon dieses Buch zu lesen. Mit einem Fingerschnipp ist man dort, wo Wallaby und Koala sich eine gute Nacht wünschen. Selbst der nicht gerade einladend aussehende Tasmanische Teufel verliert an Wirkung, wenn man von seinem tragischen Schicksal erfährt.

Stefanie Bispings „Lesereise Australien“ ist kein Jahrmarkt der Sensationen. Dieses Buch ist ein Kaleidoskop echter Abenteuer, die man tatsächlich noch erleben kann. Fernab von durchgestylten Straßenzügen, die nur dazu dienen, dass man sich bloß nicht als Fremder in der Fremde fühlt, zeigt sie ein Land, das faszinierend anders ist und sich alle Mühe gibt diesen Anspruch auch zu behalten. Wie auf einem sanften Strom gleitet man lesend dahin und darf sich an der Vielfalt dieses Andersseins erfreuen. Nicht umsonst wurde Stefanie Bisping wiederholt für ihre Reisereportagen ausgezeichnet.