Leben in Ost-Berlin

Leben in Ost-Belrin

Und wieder wird die Hauptstadt der DDR in den Fokus gerückt. Wurden die nicht immer schon bevorzugt? Ja, und das Ergebnis dieses exklusiven Lebens im Stacheldraht-Glashaus wird nun mit diesem Prachtband einer breiten Öffentlichkeit zugängig. Denn Ost-Berlin war mehr als nur die Stadt, in der es fast immer und fast überall fast alles zu kaufen gab. Es war auch mehr als „nur die Hauptstadt der DDR“.

Die Anfänge in Ost-Berlin waren wie überall in Deutschland schwer. Hier vielleicht so schwerer. Denn die Alliierten ließen nach ihren Bombardements kaum einen Stein auf dem anderen. Vorbei die Pracht der einstigen Weltmetropole, die Stars und Sternchen noch wenige Jahre zuvor an die Spree lockte, um hier den Ruf Berlins als Stadt der Innovationen zu begründen.

Auf knapp 500 Seiten werden über eintausend Bilder aus den Archiven von Zentralbild, dpa und anderen Bildagenturen gezeigt, die das Leben in Ost-Berlin unverfälscht darlegen. Auferstanden aus Ruinen, Konsum und Mode, Bauen und Wohnen, Erziehung und Ausbildung, Kunst und Kultur, Aufmärsche und Feiern, Arbeit und Freizeit sowie Mauer, Opposition und Wende sind die Schritte des Buches hin zum umfassenden Blick hinter den antifaschistischen Schutzwall. Ein Buch für Ossis und Wessis. Wer hier nicht lebte, bezog sein Wissen meist nur vom Hören-Sagen. Klischees bilden bis heute das Bild des Ostteils der Hauptstadt.

Der Publizist Jens Kegel gibt den Bildern den historischen Rahmen vor. Seine Ausführungen und Erläuterungen zu den unzähligen Fotografien erlauben dem Leser sich ein eigenes Bild vom Ost-Berlin der Jahre 1945 bis 1990 zu machen. Von den Trümmerfrauen bis hin zum Auftritt von Joe Cocker in Weißensee, von schwer belagerten Imbiss bis zum Ausflug ins Grüne mit dem MiFa (Fahrradmarke der DDR), vom Einkaufsbummel Unter den Linden bis zur Diskussionsrunde des Neuen Forums.

Vieles ist in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon wieder in Vergessenheit geraten, vieles noch präsent.

„Leben in Ost-Berlin“ ist ein Potpourri an reich bespickten Alltagsleben in einer abgeschirmten Stadt. Abgeschirmt vom Rest der Republik und der Welt. Und dennoch war Leben möglich – für viele engstirnige Betonköpfe unvorstellbar (haha, hier habt Ihr den gedruckten Beweis, dass Ihr falsch liegt) – ein Leben, das Spaß machte. Dieses Buch nimmt man immer wieder zur Hand, und immer wieder entdeckt man Neues und Bekanntes. Ja, so war es. Und so wird es nie mehr sein. Ob das nun gut ist oder nicht, diese Frage muss jeder für sich selbst entscheiden…