Kleiner Mord zwischendurch

Kleiner Mord zwischendurch

Ein schönes Sprichwort: „Wer Andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein!“ Konrad Killer macht seinem Namen alle Ehre und verdingt sich als selbiger. Eine Güllegrube war bisher sein exotischster Tatort. Einer, der sich bei ihm eingebrannt hat. Nun bekommt er wieder einen Auftrag. Die Methode wird ihm überlassen. Er weiß zwar nicht, wer der Auftraggeber ist – wie immer – das interessiert auch nicht. Doch er kennt den „Reisegast“, wie das potentielle Opfer firmenintern genannt wird: Konrad Killer. Ja, er soll sich selbst beseitigen.

Das ist die erste Geschichte der Kurzkrimisammlung von Mitra Devi. Schwarz, tiefschwarzer Humor. Besser kann ein solches Buch nicht anfangen. Es wird schwer werden diese noch zu toppen. Und hier irrt man als Leser gewaltig. Denn schon Geschichte Nummer Zwei setzt noch einen drauf. Wieder unter dem Motto „Wer Andern ein Grube gräbt, …“ Elvira kann es einfach nicht lassen. Sie lügt. Sie lügt gern. Und gut. Bisher jedenfalls. Ein neuer Kollege hat es ihr angetan. Ihn will sie beeindrucken. Und erzählt ihm ein dunkles Geheimnis. Sie sei im Zeugenschutzprogramm, hat mal einen Mafioso hinter Gitter gebracht. Blöd nur, wenn der Gegenüber die gleiche Geschichte parat hält, sie aber – weil sie wahr ist – nicht weitererzählen darf…

Eine Reporterin, die die Geschichte ihres Lebens wittert und schlussendlich wortwörtlich mit dem Tod ringt – Eine Schriftstellerin, die unter der Masse ihrer Pseudonyme zusammenbricht – Derbe Späße unter Freunden: Das sind die Zutaten dieses Kleinods der Nicklichkeiten. Kein Charakter ist unsympathisch, alle haben ihr Scherflein zu tragen – Mord ist eben nicht Jedermanns Sache!

Oft sind Kurzkrimis etwas für die trüben Tage, wenn es draußen nasskalt vor sich hinstürmt. Da macht man es sich zu Hause gemütlich, gruselt sich ein wenig und / oder belächelt die Protagonisten. „Kleiner Mord zwischendurch“ ist eine Ganzjahres-Allwetter-Krimisammlung, die man getrost zu jeder Tages- und Jahreszeit genießen kann. Die short stories sind mehr als nur Fingerübungen zwischen den Recherchen für die neuen Fälle von Nora Tabani, der Züricher Privatermittlerin, die Mitra Devi geboren hat. Es sind findige Stücke, die einem ab der ersten Zeile in ihren Bann ziehen. Absetzen unmöglich. Man fiebert mit. Rätselt, was die Geschichte hinter der Geschichte sein könnte. Und wie sie ausgehen mag. Ein erstklassiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Autorin und Leser.