Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein

Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein

Hätte man vor ein paar Jahrzehnten jemandem gesagt, er solle im Rhein schwimmen, wäre ein entsetzter Gesichtsausdruck die passende Antwort gewesen. Im Seerhein zu baden, ist hingegen eine reine Wohltat. Der Seerhein ist ein kleiner Fluss, der den Unter- und Obersee des Bodensees miteinander verbindet. Springt man in Konstanz gen Westen von der Alten Rheinbrücke ist man mittendrin.

So wie Niks, eigentlich Nikola, aber Niks ist ihr lieber. Sie genießt es – bei jedem Wetter – im Seerhein ihre Seele baumeln zu lassen. Das hält jung, hält frisch. Niks ist, wie man so schön sagt, im besten Alter. Verpflichtungen empfindet sie nur gegenüber sich selbst. Ein grandioses Leben, das sie da führt. Eines Tages tritt ihre Freundin Karen mit einer außergewöhnlichen Bitte an sie heran. Hektor, der 21jährige Spross Karens soll eine Zeit bei Niks wohnen. Er macht ein Praktikum beim Radio und benötigt dringend eine bezahlbare Bleibe. Wie damals. Niks war Nachrichtensprecherin und Karen Praktikantin. Niks besorgte ihr und später ihr und ihrer Freundin eine Wohnung. Für ein paar Wochen bildeten Niks und Karen eine WG.

Niks und Karens Leben verliefen unterschiedlich. Auf der einen Seite die Frau, die ihren Job macht, ansonsten aber familiären Verpflichtungen die kalte Schulter zeigt: Niks. Auf der anderen Seite die kaputte Karriere beim Ballett und die scheinbare Erfüllung in der Familie: Karen. Doch beide Leben verliefen eigentlich nicht froh und glücklich. Niks hat sich in ihren vier Wänden eingeigelt. Vor nicht mal einem Jahr ist sie vom Radio weggegangen und erfreut sich nun dem Rentnerdasein. Ganz ohne Verpflichtungen, wie immer in den vergangenen Jahrzehnten. Und nun hat sie ein Kind, einen Jungen. Einen, auf den sie aufpassen soll. Wie sei beim Radio. Die ersten Gehversuche meistert er ganz ordentlich. Niks’ distanzierte Art lässt kaum Platz für Lob. Hektor irritiert das ein bisschen. Doch Niks ist unfähig ihre eingeschlagenen Pfade zu verlassen.

Doch sie muss sie verlassen. Denn Hektor ist mit einem Mal mehr als nur der abgeladene Sohn einer Freundin und Ex-Kollegin…

Chris Inken Soppa lässt ihre Heldin Niks gegen alles kämpfen, wogegen sie noch nie kämpfen musste. Der jugendliche Trojaner in Niks‘ Hort der Unbeschwertheit wird zum tapferen Recken, der Niks‘ Panzer zu zerschmettern droht. „Kalypsos Liebe zum kalten Seerhein“ ist eine gefühlvolle, wortstarke Geschichte über die Anziehungskraft der Menschen über alle Barrieren hinweg. Ein echtes Urlaubslesevergnügen, das vielleicht Erinnerungen weckt und garantiert zum Nachdenken anregt.