Jasmin

Dania ist Schriftstellerin in Algerien. Die Gewalt im Islam und die Rolle der Frau beschäftigen sie nicht nur in ihren Romanen, sondern auch im wahren Leben. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Und das obwohl die Dreiundzwanzig ihre Zahl ist. Um sie dreht sich alles. Sie ist an einem Dreiundzwanzigsten geboren. Die Quersumme ist die Fünf. Vier Schwestern sind sie und die Mama. Alle wie Gebete. Morgengebet, die beiden Mittagsgebete. Dania steht für das Gebet für den Sonnenuntergang, Maghreb, die Nachzüglerin Sonja für den Epilog des Tages. Melodisch, verträumt, sanft sind die Worte von Dania. Schroff hingegen der Vater, der der Poesie des Tages und der Frauen, Rohheit und Ablehnung entgegenspeit.

Isabelle ist französische Journalistin, die in Algier Dania bei einer Lesung kennenlernt. Isabelle ist frei nach den Maßstäben Danias. Doch auch sie ist gefangen im Korsett ihres Alltags. Zwischen den beiden beginnt eine spannende und wohlfruchtende Freundschaft, die sich in ihren Briefen und Mails zwischen den beiden ihren Weg bahnt.

Auch Isabelle hat eine besondere Beziehung zur Dreiundzwanzig. An einem Dreiundzwanzigsten hatte sie eine Eingebung Algerien zu besuchen. Wieder zu besuchen! Denn vor einem halben Jahrhundert, vor den großen Umwälzungen im mittlerweile größten Land Afrikas, verließen sie und ihre Familie Algerien. Seitdem lässt sie der Gedanke noch einmal Algier zu sehen nicht mehr los.

Nadia Sebkhi lässt Dania und Isabelle ihre Leben selbst reflektieren. Im Dialog aneinander brechen sie mit den Regeln des Schweigens. Sie finden den Mut und eine gewisse Art Erlösung in den Zeilen, die sich gegenseitig schreiben. Intellektuell und wortstark bestärken sie sich in ihren Gedanken.

Seit dreißig Jahren existiert der Verlag von Donata Kinzelbach. Dreißig Jahre, in den sie unermüdlich Literatur vorrangig aus dem Maghreb aufstöbert, übersetzt und auf Deutsch veröffentlicht. Diese Arbeit wurde 2008 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt mit der Begründung, dass sie mit ihrer Arbeit die Tür zur Vermittlung zwischen Kulturen und Kulturkreisen aufgestoßen habe. In der Zwischenzeit sind über einhundert Titel im Kinzelbach-Verlag erschienen. „Jasmin“ ist sicherlich einer der herausragendsten Titel in dieser Reihe, aber noch lange nicht der letzte.