Istanbul – Die Biographie einer Weltstadt

Wow, wie muss man sich fühlen, wenn man eine Stadt wie Istanbul in einer Biographie vorstellen will? Hat man sich zu viel vorgenommen? Wird man den Erwartungen der Leser gerecht? Wo anfangen, wo aufhören? Um es gleich vorwegzunehmen: Bettany Hughes schafft es mit unfassbarer Leichtigkeit der Millionenmetropole Istanbul ein würdiges Denkmal zu setzen!

Fünfzehn Millionen Menschen leben derzeit in der Stadt am Bosporus. Knapp eintausend Seiten zeigen auf unvergleichliche Art ihre Geschichte. Und zwar von Anfang an. Dieser liegt rund sechstausend Jahre zurück. Doch Bettany Hughes beginnt noch früher. Ca. 800.000 bis 5500 vor unserer Zeitrechnung. Schon die Argonauten beschrieben ihre Fahrt durch den Bosporus – das war vor rund 2300 Jahren. Und schon damals siedelten hier Menschen.

So farbenfroh der Einband des Buches, so farbenfroh auch die Geschichte der Stadt. Byzanz, Konstantinopel, Istanbul – drei klangvolle Namen, die zu ihrer Zeit stets mit Sehnsüchten gefüllt wurden. Das ist der rote Faden der Stadt, und das ist auch der Leitfaden dieses Buches. Diese Stadt wird geliebt und gehasst. Es gibt kein Dazwischen!

Am besten beginnt man dieses Buch am Ende. Nicht um das Ende schon vorwegzunehmen, das wird noch lange nicht geschrieben werden. Nein, am Ende befindet eine über dreißig Seiten lange Zeittafel. So kann man sich schon mal an die Hauptakteure des Buches gewöhnen. Wie üblich gründet der Sage nach Byzas Byzantion am Westufer des Bosporus. Der entstand irgendwann zwischen 7.400 und 5.500 vor unserer Zeit als das Schwarze Meer geflutet wurde. Es folgten zahlreiche Reiche. Die Achämeniden, Alexander der Große, die Kreuzzüge – sie alle hinterließen etwas, das bis heute mehr oder weniger offen zu Tage tritt.

Jeder Besuch Istanbuls wird ab sofort in einem neuen Licht gesehen – das ist garantiert! Die keine Widerworte duldende Detailversessenheit der Autorin lässt den Leser mit staunenden Augen und einem brummenden Hirn zurück. Darf man dieses Buch in einem Ritt durchlesen? Die Frage stellt sich nicht. Denn wer einmal angefangen hat, kann es nicht mehr so schnell beiseitelegen. Ob man den Istanbul-Besuch mit Lesen verbringen möchte, muss jeder für sich selbst entscheiden. Man könnte, nein man wird auf alle Fälle, etwas verpassen! Denn Istanbul lebt, verändert sich stetig. Und so ist es nur eine Frage der Zeit bis weitere Kapitel in dieses Buch Einzug halten werden.

Aktuelle Geschehnisse, Unkenrufe und Horrormeldungen aus und über Istanbul soll man nicht ausblenden, wenn man sich entschließt diese –Eintausend-Seiten-Reise anzutreten. Doch die Störfeuer sollten keine einzelne Zeile trüben. Vielmehr sollte dieses Buch als Grundlage genommen werden eine Stadt genau zu betrachten und sich dann mit dem neu gewonnen enormen Wissen selbst ein Bild zu machen. Am besten in Istanbul!