In der Ferne sprechen die Bäume arabisch

Auch wenn es immer wieder versucht wird, ist Integration keine Frage von Zahlen, Tabellen und Diagrammen. Sie findet im Kopf statt. Und es gehören immer zwei dazu. Derjenige, der integriert wird und derjenige, der integrieren kann. Die Sprache ist sicherlich der Schlüssel zum Erfolg. Doch was ist mit den alltäglichen Dingen? Die, die in keinem Reiseratgeber stehen.

Usama Al Shahmani wurde im Irak geboren, lebt nun in der Schweiz und schreibt in seinem weitgehend autobiographischen Buch „In der Fremde sprechen die Bäume arabisch“ auf sehr poetische Art und Weise von den Schwierigkeiten die neue Kultur (in seinem Fall die der Schweiz) für sich anzunehmen. Das beginnt beim anfänglichen Unverständnis über den Begriff des Wanderns. Das kannte er bisher nicht. Einfach in den Wald gehen und „ein bisschen herumzulaufen“, sich die Lust um die Nase wehen zu lassen. Im Hintergrund hat er sein schwebendes Asylverfahren. Geht alles gut, wird er bald arbeiten mit einer soliden Bezahlung. Doch das dauert. Und so verbringt er die Zeit mit einem schlecht bezahlten Job und …, er probiert es mit dem Wandern. Die Ruhe der Natur lässt alte Erinnerungen aufflammen. Doch die stören ihn keineswegs. Im Gegenteil. Instinktiv verbindet er das Jetzt mit dem, was einmal war. Dem Rauschen der Blätter, die gesamte Geräuschkulisse kommen ihm seltsam vertraut vor.

Es sind die kleinen Geschichten, die die Neuentdeckung der neuen Umwelt einem die Seiten so wissbegierig umblättern lassen. In poetischen Worten – als studierter Sprachwissenschaftler weiß er um die Kraft der Worte und kann sie entsprechen einsetzen – nimmt Usama Al Shahmani den Leser an die Hand und zeigt ihm seine alte Welt und die neue Welt, die dem Leser vertrauter sein sollte. Er schafft es dem schon immer Umgebenden neue Aspekte abzugewinnen. So lernt man selbst das Alltäglich noch einmal neu kennen.

Man wird in eine Welt hineingezogen – integriert – die man selbst zu kennen scheint. Doch immer wieder stößt man an die eigenen Grenzen des Verständnisses. Hat man das erstmal verinnerlicht, versteht man die Schwierigkeiten „der Anderen“ um ein Vielfaches besser. Und das kann ja nun wirklich nichts Schlechtes sein.