Im dreißigsten Jahr

Muss es in einem Buch über die Liebe immer um Titten, pralle Ärsche und brennende Lenden gehen? Nein! Es geht auch anders. Zumal, wenn es sich um die Liebe zum Beruf, der Leidenschaft mit Zahlungseingang geht. ,

Lojze Wieser ist so ein Glückspilz, der aus seiner Leidenschaft einen Beruf gemacht hat und diesen mit nicht enden wollender Hingabe ausfüllt. Lojze Wieser ist Verleger. Als er anfing wurde ihm ein Vierteljahrhundert voller Entbehrungen vorausgesagt, im Zweifelsfall können daraus auch dreißig Jahre werden. Und die sind nun um. Zeit Rückschau zu halten.

Vielleicht ist Verleger aber auch ein undankbarer Beruf. Undankbar, weil man – der Zahn der Zeit – immer nur Rückantwort von Lesern bekommt, wenn denen etwas nicht passt. Das kann zuweilen auch hässlich werden. Lob bekommt man aus der Branche, wenn man etwas gut gemacht hat. Aber, wenn man es zu gut gemacht hat, kommt der Neid. Den hat man sich dann wiederum verdient. Also doch nicht undankbar, sondern anstrengend. Genug des Negativismus!

Denn der Verlegerberuf ist einer der schönsten der Erde. Ma bringt Freude und Licht ins Dunkel des Alltags. So hofft man, Lojze Wieser kann sich sicher sein, dass es so ist. Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an die Branche, an die Autoren, die Übersetzer (die werden fast immer vergessen, doch ohne deren Sprachgewalt und –wissen wäre Literatur nur eine bloße Ansammlung von Worten), an Veranstalter, Messebekanntschaften, und auch an die Leserschaft. Eine vierhundert Seiten starke Danksagung an alle, die lesen, sich für fremde Kulturen interessieren und mit dem Wieser-Verlag ihrer Leidenschaft fröhnen.

An den Verleger denkt niemand, wenn er in der Buchhandlung in einem Buch herumblättert. Es gefällt oder eben nicht. Die Entschlusskraft hängt von vielen Faktoren ab. Bei Lojze Wieser hat man immer das Gefühl, dass er seine Bücher und Autoren mag. Die liebevollen Worte, die er auf eben diesen  vierhundert Seiten findet, lassen keinen anderen Schluss zu. Die Schriften des Ostens haben zum Erfolg des Geschäftsmannes Wieser beigetragen. Als der Eiserne Vorhang fiel, tat sich für den Verleger ein Paradies auf. Und die Leser betraten mit ihm blühende Landschaften, die voller süßer Poesie waren, deren Stammbäume vor Kraft strotzten und die bis heute trotz alledem um Aufmerksamkeit kämpfen müssen. Literatur ist eigentlich kein Geschäft, mit dem man Profite erwirtschaftet. Aber auch kein Verlustgeschäft. Je nachdem, ob man nur an die Penunzen denkt oder dem Verfasser gerecht entlohnen möchte.

Diese Erinnerungen sind auch an die Leser gerichtet. Sie sollen, sofern sie es wünschen, dem Verleger über die Schulter schauen dürfen. Mit ihm reisen. Aha-Erlebnisse garantiert! Stunden- ja manchmal tagelange Autofahrten. Gloriose Empfänge, weise Worte … die Aufzählung könnte seitenlang so weitergehen. Beispiel gefällig? Nein, so wunderbar wie Lojze Weiser in sein Lebenswerk verliebt ist, kann man es als Außenstehender nicht wiedergeben. Jede Seite ein Hochgenuss!