Ilona kam mit dem Regen

Was tun, wenn man in Panama gestrandet ist? Essen, trinken, essen, trinken, trinken, schlafen. Der Gaviero Maqroll hat es nicht einfach. Fern vom heimatlichen Kolumbien steckt er nun fest in Panama. Die Taschen leer, den Kopf voller Ideen. Da läuft ihm eine Freundin über den Weg. Gerade im Philosophieren (ach ja, sein Leben besteht nicht nur aus essen, trinken und schlafen, sondern auch Welten erklären) ist Ilona der Blitz in dunkler Nacht. Welch eine Freude! Doch die Freude währt nur kurz, auch mit Ilona ist das Leben in Panama nicht entscheidend erträglicher geworden. Aber es wird um die Komponente Liebemachen bereichert… Der Gaviero Maqroll ist leidlich zufrieden. War das eigentlich ein Zeichen, dass der Himmel sich auf- und Ilona einmal mehr in sein Leben trat?

Gerade als die beiden wieder einmal dem Leben auf der Straße nachschauen und Stewardessen beim Einchecken im Hotel beobachten, platzt Ilona mit einer donnernden Idee heraus. Er solle still sein und sich ihre Idee erst bis zum Ende anhören. Ein Stundenhotel für Stewardessen! Kein echten Stewardessen, natürlich. Sondern eben Mädchen, die in den echten Uniformen ähnelnder Arbeitskleidung den „Fluggästen“ die Wartezeit ein wenig versüßen könnten. Passagier und Bordpersonal würden einen geringen Obolus entrichten, den Ilona und er einstreichen könnten. Wenig Einsatz, viel Ertrag – Maximalprinzip nennt das der Marketingfachmann.

Famose Idee! Finden beide. Bis schon nach kurzer Zeit ein echter KLM-Pilot nach der KLM-Stewardess fragt. Famos ist die Idee immer noch, aber an den Feinheiten muss noch gefeilt werden. Schließlich geht es um ein Ticket raus aus der Langeweile und zurück ins Leben.

Das hat sich Larissa schon gezogen. Sie kam mit der Lepanto hierher, hatte von der Villa Rosa gehört, dem Bordell, das man gründet, wenn man sich in Panama langweilt. Ihre Reise ist nicht minder abenteuerlich als das des Gaviero Maqroll. Ab und zu mietet sich in der Villa Rosa ein. Stundenweise. Doch schon bald ist sie die Alleinunterhalterin der beiden gelangweilten Hotelbesitzer. Doch ihre Aura versprüht keinen Liebreiz. Es ist die Gefahr, die den Gavier in der Nase kitzelt. Wie recht er doch behalten soll…

Álvaro Mutis lässt zum zweiten Mal seinen Gaviero Maqroll das Leben die ganze Geschmackspalette des Lebens kosten. Ein bisschen zu bitter für den ausgemachten Abenteurer, der wie ein Tom Sawyer wirkt, der niemals erwachsen werden will. Gedankenverloren und weltentrunken ist er das Paradebeispiel eines niemals desillusionierten Lebemannes, der dem Leben immer eine Zitronenlimonade ab(w)ringen kann.