Guter Junge

Guter Junge

Was ein Sommer! Michael Donnelly ist ein aufgewecktes Kerlchen. Anfang der 80er Jahre in Belfast aufzuwachsen, ist kein Zuckerschlecken für einen, der zwischen Phantasie und Pflichtbewusstsein hin- und hergeschubst wird. Auf der einen Seite ist Maggielein, die kleine Schwester, auf die er aufpassen soll. Wenn die was anstellt, bekommt er eine Abreibung. Die Mutter führt ein hartes, und nicht immer faires Regiment, versucht das wenige Geld sinnvoll zu nutzen. Der Vater – naja – er ist da. Paddy ist nicht nur das schwarze Schaf in der Familie, für Mickey ist er einfach nur der dumme Hund. Fartin‘ Martin ist der einzige Freund Mickeys. Doch ihre Wege sollen sich bald trennen. Denn Mickey soll auf eine Eliteschule. Die ist teuer, zu teuer, wie er am Ende des Schuljahres erfahren soll. Glück für ihn, denn so kann er weiterhin mit Fartin‘ Martin zusammen die Schulbank drücken. Auch der ist „was ganz Besonderes“ und darf deswegen auf eine besondere Schule. Wieder ein Traum, der zerplatzt. Noch neun Wochen, um sich auf das neue Leben in der neuen Schule vorzubereiten. Als guter Junge tut man das!

Es ist die Zeit, in der Mickey weiß, dass Belfast aus zwei Teilen besteht: Dem Katholischen und dem Protestantischen. Und als Vertreter der Einen geht man nicht in den Stadtteil der Anderen. Das ist Gesetz! Wer’s trotzdem versucht, wird schmerzhaft erfahren, warum es so sein soll und warum es so ist.

Und so vergehen die Ferienwochen. Das Haus der Donnellys wird von der britischen Armee gestürmt, Paddy, der dumme Hund, abgeführt. Killer, der echte Hund der Familie, den Mami nicht wollte, Papi aber trotzdem besorgte, musste allein zurückbleiben. Nichts passiert, zum Glück! Mickey spielt mit seiner Schwester, aber nicht zu weit weg vom Haus, Mickey weiß warum. Und der Vater fängt wieder einmal an zu saufen. Ferienidylle sieht anders aus.

Zwischen Razzien und Pubertät, explodierenden Bomben und Ferienende flieht Mickey in seinen Tagträumen oft in seine eigene Welt. „Der Zauberer von Oz“ ist sein Lieblingsfilm. Mit seinen neuen Sneakers, nur er benutzt das moderne Wort für Turnschuhe, wie cool, tanzt er die Schritte aus dem Film nach und weiß, dass, wenn er groß ist, er nach Amerika gehen wird. Es ist seine Strategie der brutalen Welt, den von Sicherheit geprägten Regeln zu entkommen. Stumpfe Waffen im Kampf gegen chromblitzende und feuerspuckende Ungetüme. Mickey ist und bleibt der gute Junge!

Autor Paul McVeigh liest am 15. September in Berlin beim Internationalen Literaturfest, am 18. September im Kölner Literaturhaus und ist im November an diesen Tag zu Gast:

15. November – Olpe – Buchhandlung Dreimann

16. November – München – Buchhandlung Lehmkuhl

17. November – Regensburg – Buchhandlung Dombrowsky