God’s Country

God's country

Wie wichtig ist es als Mann ein echter Kerl zu sein? Jock Marder kommt nach Hause. Doch anstatt das Essen auf dem Tisch steht und er liebevoll mit einem Kuss begrüßt wird, muss er mit ansehen wie ein paar Wildgewordene um sein Haus herumreiten, es mit Pfeilen beschießen, es in Brand stecken, seine Frau rauben und – was in den darauffolgenden Gesprächen im Ort als das Schlimmste zu gelten scheint – verpassen seinem Hund ein Piercing mit einem Stock. Wenn ein Tag so zu Ende geht, ist er noch nicht zu Ende!

Jock ist eher ein pragmatischer Mensch. Er weiß, was er zu tun hat. Und er weiß auch, dass er pleite, ein Trinker und ein ungehobelter Klotz ist. Und er spielt gern, nur eben nicht erfolgreich. Und so wird der Versuch ein bisschen Geld zu verdienen, um die Suche zu finanzieren, zum Fiasko. Das verbrannte Stückchen Erde, dass die Wilden zurückließen und das Jock gehörte, ist nun auch weg!

Doch allein kann er den Ritt in den Sonnenuntergang nicht stemmen. Bubba heißt sein Gefährte, ein Ass im Spurenlesen. Nun sind wir aber im Süden der USA, und dann auch noch im 19. Jahrhundert, zu einer Zeit, in der George Armstrong Custer noch Colonel und noch nicht General Custer war. Den trifft Jock Marder auch. Um es abzukürzen: Ein Schwarzer – Percival Everett darf als Autor die rassistische, menschenverachtende Redewendung verwenden – hat wenig Chancen auf eine vernünftige Antwort, wenn er etwas fragt, geschweige jemanden sucht!

Ihr Roadtrip ist ein einziges Tohuwabohu. Nichts klappt. Stattdessen lernen sie skurrile Typen kennen. Wie zum Beispiel Taharry. Der heißt so, weil er vor jedes Wort ein „Ta“ setzt. Zum Totlachen! Genauso wie der gesamte Western. Wenn der Sänger Christian Steiffen der Retter des deutschen Schlagers sein sollte, dann ist Percival Everett der Erwecker des Westerns. Harte Kerle mit rauher Sprache in trostloser Umgebung – doch trotzdem hat der Leser das Gefühl allen geht es gut. Die witzig anmutenden Dialoge entschärfen so manche ausweglose Situation mit gewagten Formulierungen.

„God’s Country“ wurde von selbigem schon längst verlassen. Hier ist sich jeder selbst der Nächste. Priester, die Gottes Wort bzw. ihre eigene Interpretation kurzschlüssig in die Tat umsetzen, keifende Furien, raubeinige Gesellen sind die Zutaten eines Westerns, der alteingesessene Fans wie Neulinge gleichermaßen begeistern wird.