Frau Helbing und der tote Fagottist

So ein netter Mann, der Herr von Pohl. Fagottist ist er und hat seiner Nachbarin Frau Helbing Karten für eine Matinee geschenkt. Zusammen mit ihrer Freundin Heide lauschen die beiden den sanften Klängen von Mozart. Und sie beobachten welch ein Charmeur Henning von Pohl ist. Das schlohweiße Haar, das freundliche Gesicht – das bringt Frauenherzen zum Schmelzen. Für Frau Helbing mehr Amüsement denn Grund zur Sorge. Denn Grund sich um Henning von Pohl zu sorgen hat sie später noch genug. Ein paar Tage später sitzt er quietschvergnügt in ihrer Küche, schlürft Kaffee und schwärmt davon wie schön der Tag doch sei. Und verschwindet so schnell wie er gekommne war. Doch ohne sein Instrument, das Fagott, das wohl so einiges wert sein dürfte, mutmaßt sie. Als kurze Zeit später zwei weitere Kollegen sich nach von Pohl erkundigen – sie haben ihn vermisst – steht für die einstige Fleischereifachverkäuferin fest: Henning von Pohl ist etwas zugestoßen. Als passionierte Krimileserin hat sie da auch schon einen Verdacht, was das sein könnte… Mord!

Naja, so verkehrt liegt sie vorerst nicht. Von Pohl ist tot. Drei Wespenstiche haben einen allergischen Schock ausgelöst und sein Leben ausgelöscht. Dennoch: Frau Helbing bleibt bei ihrer Theorie. Und die lautet nun mal Mord. Kommissarin Schneider tut dies als Spinnerei einer alten Dame ab, die eindeutig zu oft und zu tief ihre Nase in Krimis gesteckt hat. Wo die Nase auch gefälligst zu bleiben hat. Ebenso Heide. Die ist wenig angetan vom Übereifer ihrer Freundin. Nur der Schneider Herr Aydin, der damals nach dem Tod von Frau Helbings Gatten deren Fleischerei übernahm und daraus eine ansehnliche Werkstatt machte, folgt den Gedankengängen der sympathischen Alten. Doch was nützt das alles?! Frau Helbing muss auf eigene Faust ermitteln… Ja, sie muss.

Krimiautor Eberhard Michaely traut seiner Frau Helbing einiges zu. Eine rüstige Frau, die sich ihr Leben lang in den Dienst des Familienbetriebes gestellt hat, schiebt man nicht einfach so aufs Abstellgleis. Sie ist nicht die resolute Matrone, die mit Worten und Lammkeulen gleichermaßen jongliert. Sie ist die bescheidene hanseatische Arbeiterin, die sehr wohl weiß, was sie sich zutrauen kann. Ab und zu mal einen Schritt zu weit wagend, doch immer Frau ihrer Sinne. Ganz ohne feministische Tendenzen. ’Ne Frau, die weiß, was sich gehört. Im Hamburger Grindelviertel ist es nämlich nicht so vertraut und geruhsam wie man es vermuten könnte. Und Frau Helbing stößt in ein Horn, das selbst Wespennester durchlöchert…