Dieses Haus ist nicht zu verkaufen

Um es gleich vorweg zu nehmen, in diesem Roman geht es nicht um dunkle Machenschaften, Geldschiebereien und / oder Immobiliengeschäfte. Dieses Haus ist das vom Großvater. Ein geachteter Mann. Wahrlich kein reicher Mann, wenn man den Kontoauszug zugrunde legt. Doch reicher als die meisten, wenn man deren Kontoauszüge zugrunde legt.

Sein offenes Herz ist der wahre Wert des Großvaters und des Hauses. Hier trifft sich so ziemlich alles, was laufen kann. Gefallene Mädchen, kleine Gauner, Seelendiebe und andere Gestalten, die das Dorfleben in dem namenlosen nigerianischen Ort mit selbigem erfüllen. Eine Sinfonie in Dur und Moll über die gesamte Bandbreite der Notenblätter: Improvisierter Jazz, strukturierte Klassik, ein bisschen Rock, aber vor allem ganz viel Soul.

E.C. Osondu gibt in seinem Erstlingswerk „Dieses Haus ist nicht zu verkaufen“ einen liebevollen, unverstellten Einblick in das echte Leben des schwarzen Kontinents. Kein blauäugiges Abenteuer, das im Desaster endet. Vielmehr wird dem Leser ein Nigeria beschrieben, das so niemals in den Nachrichten und Magazinen vorkommen wird. Dafür sind die Probleme des Landes zu gravierend, Ölleitungen, die leckgeschlagen werden, entführte Mädchengruppen, Korruption und Gewalt.

All das lässt Osondu nicht außen vor, macht es aber auch nicht zum Dreh- und Angelpunkt seiner kurzen Abrisse der Dorfgemeinschaft. Die Gratwanderung zwischen Kritik und originärer Abbildung gelingt ihm mit Leichtigkeit, ohne Wesentliches auszulassen.

Wer Afrika bereist, stellt schnell fest, dass es ganz anders ist als in den Romanen, die man ach so gern verschlungen hat. Nur wenigen afrikanischen Autoren gelingt es ihren Kontinent, ihr Land, ihre Region so erlebbar darzustellen. E.C. Osondu gehört mit seinen Geschichten – und nun auch mit seinem ersten Roman – sicher zu den schillerndsten Sternen über den Landstrichen des schwarzen Kontinents. Mit jeder Zeile merkt man ihm seine Liebe zu jeder der einzelnen Figuren an, die in Großvaters Haus ein offenes Ohr, etwas zu essen oder einfach nur ein Dach überm Kopf finden. Ohne Gegenleistungen zu verlangen lässt er sie sein, was sie sind: Menschen. Sie haben alle ihre Macken. So wieder jeder andere auch. Religiöse Rituale, die uns fremd sind, Essgewohnheiten, die Einstellung zum Leben und Wert von Tieren und und und …

Dieses Buch lädt jeden ein mit den Bewohnern zu lachen, mit ihnen zu weinen, mit ihnen am Tisch zu sitzen, die alltägliche Arbeit zu verrichten, aber vor allem an ihrem Leben teilzuhaben. Die Schlichtheit der Sprache fasziniert immer wieder. Eine andere Art der Übersetzung würde das Buch zerstören. So ein Haus zu besitzen, ist der größte Schatz, den man finden kann. Zum Anfang reicht aber dieses Buch vollkommen aus.