Die Satten

Die Satten

Wenn man sich anstrengt, kann man auch was erreichen. Sich eine Karriere aufbauen, schöne Urlaube verbringen, ein Haus oder eine Wohnung sein Eigen nennen, teure Autos fahren. Ja, manche können sich sogar ihre Träume verwirklichen. Doch was dann? Alles erreicht – was kommt nun? Für neue Träume ist man zu alt, zu fett, zu faul. Zu satt!

Sie und Er – Namen sind Schall und Rauch – haben es geschafft. Er arbeitet bei einer Versicherung, hat ein hart arbeitendes Team unter sich, regiert mit strenger Hand. Sie malt, frönt dem Müßiggang, nimmt sich dabei aber ernst. Nur leise klingen verzweifelte Sehnsüchte an. Ihrer beider Leben ist gekennzeichnet vom Alltag. Sie sind zufrieden mit dem, was sie haben: Eigentumswohnung, Urlaube, Autos. Sie schwelgen nicht im Luxus. Ja, sie könnten sogar die Nachbarn von nebenan sein. Unauffällig reich. Nicht übermäßig reich. Doch genug, um sich vermeintliche Träume zu erfüllen. Von unten nach oben gebuckelt. Ohne Rücksicht auf Verluste. Ohne Feingefühl. Ohne Gewissen.

Wenn so jemand aus der Bahn geworfen wird, bzw. seine eingelaufenen Pfade verlassen muss, ist das eine mittlere Katastrophe. Wenn andere die Ärmel hochkrempeln, um aus dem Schlamassel herauszukommen, versagen die Satten. Sie sind es nicht gewöhnt zu kämpfen. Sie lassen kämpfen. Haben Ideen, die andere umsetzen müssen. Und wenn sie mal selbst Hand anlegen müssen, vergessen sie dabei das Wichtigste: Sie könnten beobachtet werden. Beurteilt.

Bei ihm läuft es zur Zeit nicht wie am Schnürchen. Ein anderer Platzhirsch drängt ins Revier. So war er auch mal. Die Degradierung – bei gleichem Gehalt – trifft ihn hart. Es ist doch nicht nur das Geld, was zählt. Macht ist das wahre Elixier. Der Neue muss weg. Eine Lösung scheint schnell gefunden. Und zwar in dem Typen mit dem rollenden R und dem ewig  hechelnden und knurrenden Vierbeiner. Ein paar Tausender kostet’s schon, aber das ist machbar. Problem gelöst? Problem gelöst! Wirklich? Ja. Aber auch dauerhaft? Ähm, naja. Es beginnt ein Spiel, das Sie und Er nicht kennen, sich aber darauf einlassen. Einlassen müssen. Denn wer A sagt, muss auch B sagen. Es beginnt eine Spirale des Todes, des Hasses und der verborgenen Gefühle. Ungeahntes Potential wird freigesetzt. Er entdeckt sein Gewissen, sie ihren Biss.

Susanne Preuskers Krimi strotzt nur so vor Andeutungen. Der Leser muss mitspielen. Eine exzellente Mischung aus Fakten und Vermutungen zieht den Leser in den Bann der Ereignisse. Macht man sich anfangs noch ein wenig lustig über die Ungelenkigkeit von Ihm und Ihr, so wandelt sich das Schmunzeln in Kopfschütteln. Bis am Ende … das muss der Leser schon selber beurteilen.