Die magnetischen Felder

Über diese Felder kann man nicht wandeln. Sie halten einen fest und doch kann man sich frei bewegen. So wie ein Elektron. Der Titel birgt in sich schon ein gewisses Faszinosum. Geheimnisvoll. Die beiden Autoren sind auch einigen bekannt. André Breton, der Mastermind der surrealistischen Bewegung, er schrieb das „Surrealistische Manifest“, das eine ganze Künstlergeneration – allen voran Salvador Dali – zum Sprudeln bracht.

Der „Andere“, Philippe Soupault ist hingegen nur einigen Eingeweihten bekannt. Doch auch ohne ihn wäre der Surrealismus nicht das, was er war und ist.

„Les champs magnetique“, „Die magnetischen Felder“ ist der erste surrealistische Text. Einige Passagen, Kapitel haben die Schriftsteller einzeln verfasst, bei anderen hingegen haben sie zwar einzeln ihre Abschnitte verfasst, zusammengearbeitet. Was surrealistisch an diesem Buch ist, erschließt sich erst so richtig, liest man das Nachwort von Re Soupault, die Frau an Philippe Soupaults Seite, Bauhaus-Jüngerin und nimmer müde Schreiberin.

Breton und ihr Mann haben sich in einen Zustand versetzt, der es ihnen erlaubte alles um sich herum zu vergessen und der Phantasie freien Lauf zu lassen. Wenn überhaupt kannten sie den Weg, das Ziel konnten sie erst nach Überquerung der Ziellinie erkennen. Und das alles ohne Drogen! Nur um Missverständnissen vorzubeugen. Das war eher das Feld (ganz unmagnetisch) von Aldous Huxley…

Mit unvorstellbarer Kraft prasseln Sprachbilder auf den Leser ein, die ihn immer wieder absetzen lassen. Zu viele Einflüsse auf engstem Raum. Wer noch tiefer in dieses automatische Schreiben eintauchen will, der kann den Text auch in französischer Originalsprache nachlesen. Beide Varianten, französisches Original und deutsche Übersetzung, stehen sich gegenüber.

Wem also die weichen Uhren – für viele der Einstieg in die moderne Kunst – näherstehen als Postkartenmaler wie Ilja Repin, der findet in diesem Buch den literarischen Einstieg in diese für viele fremde Welt. Den Surrealismus versteht man dadurch bestimmt nicht auf Anhieb in Gänze. Das Buch nur als Appetithäppchen zu betrachten, würde aber genauso falsch sein.