Die leere Wand – Museumsdiebstahl: Der Fall der zwei Turner-Bilder

Die leere Wand - Museumsdiebstahl Der Fall der zwei Turner-Bilder

Was macht eigentlich ein Museumsdirektor den ganzen Tag? Bilder angucken? Neue Ausstellungsobjekte suchen? Auch! Doch manchmal wird der für Außenstehende nicht besonders spannende Job zu einem Abenteuer, das schier unendlich andauert. Nämlich genau dann, wenn ein Bild – oder mehrere – auf Nimmerwiedersehen verschwindet. So geschehen Ende Juli 1994. Die Kunsthalle Schirn in Frankfurt zeigt seit einiger Zeit unter anderem zwei Bilder von William Turner. Versicherungswert: 24 Millionen Pfund Sterling. Und die wurden durch zwei weiße Flecke an der Wand ersetzt. Autor Sandy Nairne war zu dieser Zeit Programm Direktor der Tate Gallery London, der die Bilder gehörten. Von nun an hat er eine zusätzliche Aufgabe: Die Bilder wieder beschaffen! Davon erzählt er in diesem Buch.

Schon kurze Zeit nach dem dreisten Raub gibt es erste durchaus erfolgversprechende Hinweise auf den Verbleib der Bilder. Die Versicherungsgesellschaft ist daran interessiert die Versicherungssumme nicht auszuzahlen. Die Tate Gallery will ihre – als nationales Heiligtum anerkannten – Bilder zurück. Die Kunsthalle Schirn will die Schmach des Verlustes auswetzen. Die BBC will eine einzigartige Doku drehen. Und … Trittbrettfahrer wollen auf den rollenden Geldzug aufspringen. Da ist einiges zu organisieren für Sandy Nairne. Als Detektiv zu arbeiten, konnte er sich nie vorstellen…

Muss er auch nicht. Er hat ein Team von Experten um sich sowie die Ermittlungsbehörden. Schritt für Schritt nähern sie sich den Tätern, die dann schließlich auch gefasst und verurteilt werden. Von den Hintermännern und den Bildern jedoch fehlt weiterhin jede Spur. Erst acht Jahre später sollen sie wieder an ihrem Platz hängen. Wie es dazu kam, wer mit wem welche Allianzen eingehen musste und wie viel Absprachen in diesem Metier wirklich wert sind, beschreibt Sandy Nairne auf besonders anschauliche Art und Weise. Doch damit nicht genug!

Sandy Nairne beschäftigt der Fall nicht nur die gesamten acht Jahre hindurch, sondern auch darüber hinaus. Er macht sich Gedanken, wozu Kunst überhaupt gestohlen wird. Ausstellen kann die Objekte nicht. Jeder Experte kennt die Bilder und würde sie als Diebesgut enttarnen. Verkaufen? Ja, aber zu einem Bruchteil des eigentlichen Wertes. Die damit erzielten Summen reichen immer noch aus, um ein sorgenfreies Leben gestalten zu können. Aber ist das Risiko all das wert? Oder gibt es noch weitere Gründe derart öffentlich eine Straftat zu begehen?