Die Landschaft hat immer recht

Was für ein Titel – „Die Landschaft hat immer recht“. Auf dem Cover ein einsames Haus und jede Menge Meeresgetier. Schon allein dieses Bild erweckt im Leser eine Vorstellung von dem, was ihn erwarten wird, schlägt er die erste Seite auf.

Doch es kommt ganz anders. Oder besser: Es wird ihn umhauen! Denn – ja, es geht um Fischer und ihre Einsamkeit in der selbst für isländische Verhältnisse trostlosen Gegend – hier kommt eine geballte Ladung Energie auf den Leser zu. Das mag auf den ersten Blick missverständliche aussehen. Halldor ist der Fischer, um den es geht. Er lebt in einem Fischerwohnheim. Hier leben tatsächlich nur Fischer – noch. Man vertreibt sich die zeit mit Spielen, Geschichten von der Arbeit und den Fragen des Lebens wie „Sind Schafe Engel?“. Für die Schönheit der Landschaft hat man wenig übrig. Das Augenmerk der Männer, die in diesem Fischerwohnheim leben, ist in die andere Richtung gerichtet. Aufs Meer. Immer den Horizont im Blick. Und die Fischernetze. Schließlich geht es um den Fangerfolg. Und doch spürt jeder, das hier was fehlt. Ohne es auszusprechen. Wenn sie sprechen, dann ist das Gesagte roh und unverschnörkelt. Eine Frau passt hier nicht rein.

Und trotzdem passiert das Unerwartete. Eine Haushälterin tritt über die Schwelle. Per Annonce hat man sie gesucht – und scheinbar auch gefunden. Halldor spürt mit einem Mal, das noch mehr als Fischer, Netze, Erfolge, Spiele, Zänkereien sein Leben ausmachen. Hier ist etwas im Gange, das er zwar kennt, aber noch lange nicht weiß wie er damit umzugehen hat.

Bergsveinn Birgisson ist ganz behutsam, um die Stille der Einsamkeit nicht zu stören. Auf sanften Pfoten schleicht ums Haus, um die Bewohner und zwickt sie in ihr Gewissen.

Nicht erst beim Zuklappen des Buches ist man baff erstaunt wie ruhig eine so aufwühlende Situation beschrieben werden kann. Wie in einem Meditationsritual führt der Autor den Leser durch seine Geschichte.